Wilhelmshaven - Ein hochdeutsches Stück in dem für seine hervorragenden niederdeutschen Aufführungen bekannten Wilhelmshavener „Theater am Meer“ und – auch ohne Platt erntete die Premiere von „Gaslicht“ am Samstag stehende Ovationen. Und das zu Recht, weil hier einfach alles stimmte in dieser Version des berühmten Theaterstückes von Patrick Hamilton.
Preuß spielt Hausherren
In dem Stück, das 1938 erstmals aufgeführt und später mehrfach verfilmt wurde, hat vor allem Regisseurin Elke Münch ganz auf die psychologische Verunsicherung nicht nur der Hauptperson Bella Manningham gesetzt, sondern sinnigerweise auch auf die des Publikums. Das stilvolle Bühnenbild von Harald Schmidt – der selbst als William Rough eine entscheidende Rolle spielte – führte in eine spätviktorianische Stadtvilla in London. Dichter Nebel wabert draußen und auch das Wohnzimmer wird durch die titelgebenden Gaslichter eher schummrig beleuchtet. Anheimelnd ist die Atmosphäre trotzdem nicht, denn der ungnädig dreinschauende Hausherr Jack Manningham demütigt Gattin Bella mit schneidendem Sadismus und Arnold Preuß hat man vermutlich noch nie derartig fies, aber glaubhaft, agieren sehen. Und Silvia Sievers-Peeks spielt die beklemmend unterwürfige Ehefrau mit eben jener großen Eindringlichkeit, für die sie bereits im jeverschen ArtEnsemble immer wieder gerühmt wurde.
Suche nach Mörder
Während Bella um Anerkennung bettelt, tut er alles, um sie um den Verstand zu bringen. Schon ihre Mutter sei ja in der Irrenanstalt geendet und sie versuche sie alles, um auch dort zu landen. Verzweifelt muss sie zugeben, dass immer wieder Dinge verschwinden, die sie erst auf seine Anweisungen hin wiederfindet. Und während er ihr vorwirft, die Dienstboten unnötig mit Gefühlsduseleien zu verwöhnen, lässt er der dreisten Dienstmagd Nancy (Kristin Kloster) jede Anzüglichkeit durchgehen und kokettiert sogar mit ihr. Schier herzzerreißend versinkt Bella tief in ihr Unglück, als Widerling Jack sie nach der Androhung, bald für ihre Einweisung zu sorgen, mal wieder allein lässt, um wie so oft abends auszugehen. Da meldet Zofe Elisabeth (Elisabeth Malkeit), die als Einzige auf dezente Weise zu Bella hält, einen späten Besucher. Dieser William Rough gibt sich als ehemaliger Inspektor von Scotland Yard aus, den ein alter Fall nicht loslässt.
Genau in diesem Haus sei vor 20 Jahren eine reiche Witwe ermordet worden, doch weder Mörder noch Beute konnten jemals gefunden werden. Er sei auf eine Spur gestoßen und Bella ist erstaunt über seine Kenntnisse. Tatsächlich durfte sie noch nie in das abgeschlossene oberste Stockwerk und häufig beginnt das Gaslicht zu flackern, wenn ihr Gatte mal wieder abends ausgegangen ist. Und Geräusche von oben gab es dann auch immer wieder. Doch der vermeintliche Kriminalist spricht auch von der Beute, versteckten Rubinen, die der Raubmörder offenbar genau hier suche.
Großartige Leistung
Bella ist nicht nur entsetzt, sondern auch hin- und hergerissen, denn dieser freundliche ältere Herr ist doch auffällig darauf bedacht, dass sie ihm vertraut, und er schnüffelt sehr offen überall herum. Immer dubioser wird das Geschehen und es soll hier nicht verraten werden, wem man denn wirklich trauen kann. Auf jeden Fall läuft alles auf eine heftige Zuspitzung hinaus. Bis schließlich zwei Konstabler (Hauke Backhaus und Lars Landes) mit preußischen Pickelhauben auf dem Kopf tätig werden können und das Publikum begeistert von den Sitzen springt zum Beifall für diese großartige Ensembleleistung.