De Püjatz (WE)
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- Kategorie: Archiv
- Veröffentlicht: Freitag, 16. Oktober 2009 18:27
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siebte Gemeinschaftsproduktion
Oldenburgische Erstaufführung
DE PÜJATZ
Tragikomödie in fünf Akten von Günther Siegmund
Inszenierung: Rudolf Plent, Oldenburg
Bühnenbild: August Ahlers, Oldenburg
Regieassistent: Manfred Malanowski, Neuenburg
Prdokution: Willy Beutz, Wilhelmshaven
Bühnenbildbau: Heinrich Hilbers, Gerd Langediers, Neuenburg
Inspektion: Manfred Malanowski, Neuenburg
Souffleur: Hans-Georg Frers, Neuenburg
Bühnentechnik: Ewald Meine, Neuenburg
Requisiten: Gertrud Hilbers, Neuenburg
Beleuchtung: Erwin Telgmann, Peter Pfaus
Rollen und Darsteller
Heinrich Lüttjohann - Udo Kollstede, Varel
Helene, seine Frau - Brigitte Halbekath, Wilhelmshaven
Frau Schildt - Liesa Schrievers, Neuenburg
Mümmelmann - Norbert Buchtmann, Varel
Uwe Brecht - Hajo Freitag, Oldenburg
Dodo - Willy Ochsendorf, Neuenburg
Berberus - Karl-Heinz Herpel, Wilhelmshaven
"De Püjatz" war beeindruckend gut
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Clownszenen sind von zarter Poesie
Eine eindrucksvolle Gemeinschaftsinszenierung des Niederdeutschen Bühnenbundes
von Barbara Schwarz
Mit ihrer siebenten Gemeinschaftsinszenierung zeigen die im Niederdeutschen Bühnenbund Niedersachsen/Bremen zusammengeschlossenen niederdeutschen Bühnen erneut, daß sie auch anspruchsvollen Stücken gewachsen sind. Günther Siegmunds Tragikomödie "De Püjatz" in der Inszenierung von Rudolf Plent (Oldenburg) und Produktion von Will Beutz (Wilhelmshaven) wurde am Sonntagabend bei der ersten Vorstellung im Wilhelmshavener Stadttheater ein voller Erfolg.
Rudolf Plent breitet die Geschichte, die Günther Siegmund in seinem Stück erzählt, in aller Ruhe aus. Und gerade in dieser ruhigen Atmosphäre wird die Tragödie des Heinrich Lüttjohann deutlich. Der gelernte Zimmermann hat seine Arbeit verloren. Er ist krank: fettsüchtig. Seine Frau verdient als Platzanweiserin in einem Kino ein wenig zur Arbeitslosenunterstützung dazu, so daß sich das seit zehn Jahren verheiratete, zu seinem Kummer immer noch kinderlose, Paar eine kleine Dachwohnung leisten kann, die Helene Lüttjohann gemütlich einzurichten versteht.
Helene liebt ihren Mann nicht zuletzt, weil er so hilflos ist und sie braucht. Dennoch verliebt sie sich in den wohlhabenden Hausbesitzer Brecht, beginnt mit ihm ein Verhältnis, das nicht ohne Folgen bleibt. Das ist mehr, als Heinrich meint ertragen zu können. Er flieht in den Zirkus, versucht als Püjatz, als Bajazzo, als dicker dummer August Vergessen. Clowns werden immer gesucht. Als Clown so reden ihm der alerte Vertreter Mümmelmann und Nachbarin Frau Schildt ein werde er noch große Karriere machen. Daß er am Ende doch zu seiner Frau zurückfindet und vielleicht eines Tages sogar ihr Kind, das Kind des anderen, akzeptieren kann, verdankt Heinrich Lüttjohann dem alten Clown Dodo und der großen Liebe seiner Frau, die sogar bereit war, das werdende Leben, das sie sich so sehr gewünscht hat, zu opfern, wenn er nur bei ihr bliebe.
Mit Udo Kollstede (Varel) hat diese niederdeutsche Inszenierung einen Titeldarsteller, der die Figur des Lüttjohann nicht nur körperlich ausfüllt, sondern auch einen Schauspieler, der die ganze Tragik dieses unförmigen, in die Isolierung getriebenen unglücklichen Mannes sichtbar macht ohne große Gesten, ganz leise.
Ebenso eindrucksvoll wird Brigitte Halbekath von der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven mit der schwierigen Rolle der Helene fertig. Ihre differenzierte schauspielerische Leistung läßt vergessen, daß die Rolle normalerweise mit einer etwas jüngeren Spielerin hätte besetzt werden müssen.
Die Darstellung des Püjatz rührte die Herzen
Lisa Schrievers (Neuenburg) hat es als klatschsüchtige Nachbarin Frau Schildt verhältnismäßig einfach, dieser unangenehmen Person Gestalt zu geben. Norbert Buchtmann (Varel) und Hajo Freitag (Oldenburg) füllen die Rollen des Vertreters Mümmelmann und des Hausbesitzers Brecht voll aus. Karl Heinz Herpel von der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven ist ein Zirkusdirektor wie aus dem Bilderbuch, und Willy Ochsendorf (Neuenburg) stattet den Clown Dodo mit Altersweisheit und komödiantischem Spieltrieb aus.
Für diese siebente Gemeinschaftsinszenierung hat August Ahlers (Oldenburg) zwei Bühnenbilder entworfen die Dachstube der Lüttjohanns und die Rückansicht eines kleinen Wanderzirkus'. Besonders das Zirkusbild für die beiden letzten Akte von Heinrich Hilbers und Gerd Langediers (beide Neuer Burg) hervorragend gemalt unterstützt die zarte Poesie de Clownszenen.
Das Premierenpublikum nahm die Inszenierung begeistert auf und dankte vor allen Brigitte Halbekath und Udo Kollstede mit großem, verdientem Beifall. Die Inszenierung wird außer in Wilhelmshaven in zwölf Spielorten im nordwestdeutschen Raum gezeigt. Die nächsten Aufführungen in Wilhelmshavens Stadttheater finden am Buß- und Bettag also morgen um 15 Uhr und 20 Uhr statt.