Nette Pasteten (WE)
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- Kategorie: Archiv
- Veröffentlicht: Freitag, 16. Oktober 2009 18:26
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Wilhelmshavener Erstaufführung
NETTE PASTETEN
(Frikadellen)
Schwank in drei Akten von Erich Hagemeister
Neufassung von Günther Siegmund
Inszenierung: Arnold Preuß
Bühnenbild: August Ahlers
Bühnenbildbau: Enno Buß, Alfred Christoffers, Karl-Heinz Goldenstein
Requisiten: Marga Goldenstein
Inspizientin: Helga Lauermann
Beleuchtung: Erwin Telgmann, Peter Pfaus
Souffleuse: Margot Stahlmann, Hedwig Müller
Rollen und Darsteller
Karl Burmann, pensionierter Beamter - Enno Buß
Anna, seine Frau - Hanna Christoffers
Lotte, beider Tochter - Wilma Welte
Ida Schöppmeier, Karl´s Schwester - Käthe Baumann
Johannes Melk, Sohn eines Fischgroßhändlers - Horst Jönck
Ernst Schultendörp, Student der Theologie - Jürgen Tapken
Aurora, Hausgehilfin bei Burmann - Helene Schneider
Dr. Behrbohm, Tierarzt - Wilhelm Pick
Wachtmeister Schult - Günter Jaedeke
Sie alle essen Frikadellen (Horst Jönck, Käte Baumann, Hanna Christoffers, Jürgen Tapken, Wilma Welte, Enno Buß und Helene Schneider)
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Premiere war ein voller Erfolg
Viel Spaß mit "Netten Pasteten" der Niederdeutschen Bühne
von Ingrid Paus-Haase
Wer wieder einmal herzhaft lachen wollte, der hatte dazu am Sonntagabend im Stadttheater reichlich Gelegenheit: Die Niederdeutsche Bühne bereitete ihrem Publikum auch bei der fünften Premiere in dieser Spielzeit mit "Netten Pasteten" viel Vergnügen. Die "Niederdeutsche" hatte so recht den Publikumsgeschmack getroffen; langanhaltender Beifall zum Schluß bewies es den neun Schauspielern, die mit Turbulenz und Spielfreude die Zuschauer begeisterten.
März/April 1981: Man befindet sich im Wohnzimmer von Karl Burmann, einem pensionierten Beamten, der sich bald als ein Geizhals entpuppt wie er im Buche steht. Es ist sein Geburtstag und er erwartet Gäste. Neben seiner ihm weniger lieben Schwester Ida soll Johannes Melk, Sohn eines reichen Fischgroßhändlers, zu Tisch erscheinen, dann, so hat es sich der alte Haustyrann vorgenommen, soll die Verlobung zwischen Johannes Melk und Burmanns Tochter Lotte bekanntgegeben werden. Lotte hingegen liebt den Studenten der Theologie, Ernst Schultendörp.
Die leckeren Pasteten (Frikadellen) werden mit einem Glas Wein nachgespült (v.l. Käte Baumann, Enno Buß, Horst Jönck, Wilma Welte, Hanna Christoffers)
Spannend für die Zuschauer und peinlich für die Gastgeber, Burmann und seine Frau, wird es in dem Augenblick, als Burmann in seiner Zeitung kurz vor dem Erscheinen der Gäste auf einen Artikel stößt, aus dem hervorgeht, daß eine dreiköpfige Familie samt ihrer fünf Gäste und des Hundes an einer Fleischvergiftung schwer erkrankt seien. Den Gastgebern, die das überalte Fleisch angeboten haben, drohe eine hohe Strafe.
Burmanns Geiz aber verbietet es ihm, seine Pasteten, die schon seit Tagen im Schrank liegen, und die das Festmenü sein sollen, wegzuwerfen er probiert an seinem Hund Phylax aus, ob sie noch genießbar sind. Wenig später heißt es: Der Hund ist tot...
Statt Frikadellen, muss Enno Buß kleine Brötchen backen... (v.l.Hanna Christoffers, Jürgen Tapken, Wilma Welte, Käte Baumann)
Enno Buß als Geizhals Burmann überzeugend
Verwicklungen, falsche Vermutungen, alles in allem überaus köstliche Szenen, lassen diesen Schwank von Erich Hagemeister, in einer Neufassung von Günther Siegmund, keine Minute langatmig erscheinen; denn die Rollen sind wieder einmal glänzend besetzt:
Enno Buß als Geizhals Burmann bereitet dem Publikum viel Spaß; die gute Laune ist gleich da, wenn er auf die Bühne tritt. Hanna Christoffers spielt die mittlerweile durch den Haustyrann eingeschüchterte Ehefrau Anna überzeugend. Seine Tochter, Wilma Welte, hingegen weiß genau was sie will: Ihren Ernst Schultendörp, auf keinen Fall den eingebildeten Fischhändlerssohn.
So geizig Karl Burmann ist, so dickköpfig ist seine Schwester Ida Schöppmeier. Käthe Baumann spielt diese reiche Hofbesitzerin, die mit ihrem Bruder spinnefeind ist, aber letztlich doch das Glück der Liebenden mit der Überschreibung ihres Hofes besiegelt, mit Temperament. Aalglatt, von sich eingenommen, ganz und gar unsympathisch, erscheint dem Zuschauer dann der "zukünftige" Schwiegersohn Johannes Melk: Horst Jönck versteht es, diese Figur in überzeugender Weise auszufüllen. Es freut das Publikum nicht wenig, wenn er am Schluß seine gerechte Strafe bekommt . . .
Liebenswert dagegen gibt sich der Auserwählte Lottes, Ernst Schultendörp, den Jürgen Tapken spielt. Für Stimmung in diesem dreiaktigen Schwank sorgt die Hausgehilfin Aurora, temperamentvoll, aber ein wenig dumm. Der reichliche Schlußbeifall, den Helene Schneider für diese Rolle bekam, bewies, wie sehr es ihr gelingt, den Zuschauern Vergnügen zu bereiten.
Mit Witz und Humor gestaltet Wilhelm Pick die Rolle des alten Tierarztes Dr. Behrbohm, der, wenn ihm auch augenscheinlich am meisten am guten Wein liegt, die Situation doch sofort durchblickt hat. Er verabreicht den "Totkranken" schlau ein wirklich schnell wirkendes Medikament . . . Günter Jaedecke spielt last not least den Wachtmeister, der zu Burmanns Schrecken noch für viel Aufregung sorgt.
Es scheint wohl nur noch eine Medizin zu helfen - Rizinusöl (v.l. Wilhelm Pick, Jürgen Tapken, Wilma Welte, Horst Jönck und Käte Baumann)
Den passenden Rahmen gewinnt dieser humorgeladene Schwank durch das gelungene Bühnenbild, entworfen von August Ahlers aus Oldenburg, und von Enno. Buß, Alfred Christoffers, Karl-Heinz Goldenstein und anderen in bewährter Weise ausgeführt.
Ein großes Lob gebührt vor allem auch dem Regisseur Arnold Preuß, der, bisher den Freunden der Niederdeutschen Bühne nur als Schauspieler bekannt, zum ersten Male alle Fäden des Spiels in der Hand hielt: Ihm und den neun Schauspielern ein Dankeschön für diesen lustigen, fröhlichen Abend.