Twee Kisten Rum (WE)
- Details
- Kategorie: Archiv
- Veröffentlicht: Donnerstag, 15. Oktober 2009 17:40
- Zugriffe: 9286
Wilhelmshavener Erstaufführung
TWEE KISTEN RUM
Komödie in drei Akten von Alma Rogge
Regie: Willi Minauf
Bühnenbild: Hannes Kaebe
Beleuchtung: Hugo Kazmierczak
Souffleuse: Erika Kaebe
Frisuren: Helmut Teichmann
Inspizientin: Maria Siebels
Rollen und Darsteller
August Katjendörp, Torfschiffer - Willi Minauf
Guste von Katjendörp, seine Tochter - Ellen Beutz
Dirk Uffers, Fischer - Karl-Heinz Herpel
Gerd Tietjen, Krämer - Heino Aden
Lüder Bohls, Hafenarbeiter - Enno Buß
Timpe, Zollbeamter - Günter Boye
Annette Küpers, Wirtin vom "Friesenkroog" - Annemarie Beermann
Lieschen, ihre Nichte - Gerda Jörss
Hinnerk Küpers, Seemann - Hans Macker
Die "Rumkisten-Konferenz" v.l. Gerd Tietjen (Heino Aden), Lüder Bohls (Enno Buß), Dirk Uffers (Karl-Heinz Herpel) und August von Katjendörp (Willi Minauf) - eine Szene aus "Twee Kisten Rum" - Spielzeit 1957/58 -
PRESSESTIMMEN
Je mehr Grog - desto weniger Unfreden
Niederdeutsche Bühne Rüstringen brachte Alma Rogges "Twee Kisten Rum"
Seit Alma Rogge im Kriegsjahr 1917 ihr erstes Werk "Up de Freete" schrieb, ist sie in der niederdeutschen Bühnenbewegung besonders durch ihren vielgespielten "Vergantschooster" sehr bekannt geworden. Auch ihr an Rudolf Kinaus "Söbenteihn Sack Koffi" erinnerndes Bühnenstück "Twee Kisten Rum", das die Niederdeutsche Bühne Rüstringen am Sonntag zum ersten Male aufführte, fand viele vergnügte Zuschauer.
Immerhin trifft die Bezeichnung Komödie bei dieser an der Küste in einem kleinen Sielort spielenden Schmuggleraffäre nicht ganz zu. Eher kann man von einem recht netten und gefälligen plattdeutschen Lustspiel sprechen. Für eine Komödie ist die ganze Handlung allzu glatt konstruiert, fehlen ihr jene Funken, die auf der Stelle zünden und die Zuschauer mitreißen. Dieses Stück ist........jen.
Mit Karl-Heinz Herpel war die Rolle des Fischers Dirk Uffers, der bedenkenlos dem Staat ein Schnippchen zu schlagen bereit ist, wenn es um geschmuggelten Rum geht, ausgezeichnet besetzt. Daß dieser Draufgänger nicht lange fackelt und nach Seeräubermanier sich seine Liebste Lieschen sichert, ist kein Wunder.
Als plötzlich wiederaufkreuzenden Seemann Hinnerk Küpers sieht man nach längerer Zeit einmal wieder Hans Macker in einer sehr gut ausgedeuteten Rolle. Daß die von dem Zöllner im Schiff gefundene Kiste mit geschmuggeltem Rum doch noch im Sieldorf bleibt, ist diesem gleichfalls der Devise "Je mehr Grog - desto weniger Unfreeden" verfallenen unrastigen Fahrensmann zu verdanken. Wie allerdings sein Ehekonflikt mit der immer noch begehrenswerten Annette Küpers ausgeht, läßt die Verfasserin am Schluß völlig offen.
Für Günter Boye durfte die Bezeichnung Nachwuchsspieler nun bald nicht mehr zutreffen. Was er aus der Rolle des Zollbeamten Timpe machte, war ausgezeichnet. Hannes Kaebe gab dem Stück durch seine beiden Bühnenbilder einen sehr schönen durchaus stilechten Rahmen und hatte dadurch wesentlichen Anteil an dem Erfolg Aufführung. -bs.
August von Katjendörp (Willi Minauf) prüft den "Grönen", Zollbeamter Timpe (Günter Boye) - eine Szene aus "Twee Kisten Rum" - Spielzeit 195758 -
Neuinszenierung der Niederdeutschen Bühne Rüstringen Alma Rogge: "Twee Kisten Rum"
Es ist wohl Zufall, daß unsere Heimatbühne ihre drei letzten Inszenierungen in oder bei einer Gaststätte abrollen läßt.
Alma Rogge führt uns in ihrer Komödie an einen Sieiort, wie wir ihn hier in engster Nachbarschaft kennen. Als oldenburgische Bauerntochter ist sie fest in unserer Heimat verwurzelt und weiß ihren Gestalten echte Impulse zu verleihen.
Irn "Friesenkrug" dieses Sieldorfes spielt sich nun allerhand komödienhaftes um zwei Kisten Rum ab, die auf nicht eben legale Weise an Land gebracht werden. Es soll hier nicht verraten werden, wie diese Schrnuggelaffäire ausläuft. Jedenfalls wurde allen Zuhörern eindringlich genug klargemacht, welche hohen Werte in dem aus solchem Rum gebrauten Grog stecken. Trotzdem auf der Bühne seitens der Akteure diesem edlen Gebräu eifrig zugesprochen wurde, vermißten wir aber doch den beschwingten Geist, den ja der Alkohol in sich hat.
Die Aufführung steht und fällt mit der Rolle des Torfschiffers August von Katjendörp, die Willi M i n a u f ganz vortrefflich spielte. Er hatte gleichzeitig die Regie und lenkte seine Mitspieler so, wie es der jeweilige Part erforderte.
Die Niederdeutsche Bühne verfügt ja auch über Kräfte, die den Anforderungen der niederdeutschen Bühnenautoren vollauf genügen. In das Ensemble vorteilhaft eingereiht hat sich nunmehr Günter B o y e. Er verkörperte den Zollbeamten Timpe und machte durchaus glaubhaft, welchen Kampf es in seinem Innern kostete, Beamtenpflicht und menschliche Verbundenheit aufeinander abzustimmen.
Ellen B e u t z als Tochter des Torfschiffers rollte wieder derart mit ihren Augen, daß der Zöllner einfach ,.weg" war. Karl-Hleinz Herpel als Fischer Dirk Üffers und Heino A d e n als Krämer Gerd Tietjen waren Beteiligte an der Schmuggelei und boten wieder gute Leistungen. Annemarie B e e r m a n n gab eine gute Vorstellung einer Frau, deren Mann lange Jahre nichts von sich hören ließ, aber doch diesem trotz allem in Liebe zugetan ist. Ihre Nichte Lieschen, war Garda J ö r s s , keine große Rolle zwar, aber doch konnte sie wieder sehr gut gefallen.
Hans M a c k e r als Hinnerk Küpers verkörperte einen Seermann von echtem Schrot und Korn. Enno B u s s war - sehr gemäßigt - ebenfalls mit von der Partie. Die Bühnenbilder von Hannes Kaebe stellten einmal das Innere des Friesenkruges, zum anderen eine Brücke in einem Sieldorf dar, und ließen an Echtheit nichts zu wünschen übrig. Es war eine Aufführung, die vielleicht etwas straffer und zügiger hätte gebracht werden können. - tgh-