De Hexenhoff (WE)

Wilhelmshavener Erstaufführung

DE HEXENHOFF

Lustspiel in drei Akten von Jens Exler

Inszenierung: Rudolf Sang
Bühnenbild: Hannes Kaebe

Beleuchtung: Hugo Kaczmierzak
Souffleur: Günter Boye
Frisuren: Helmut Teichmann
Inspizientin: Maria Siebels

Rollen und Darsteller
Klaus Hamkens, Bauer - Hans Macker
Magda Flickenschild, seine Haushälterin - Erika Kaebe
Dierk Hamkens, sein Sohn - Heinrich Müller
Wiebke Siemen, Tochter des Nachbarn - Helga Dannemann
Karsten Rullmaker, Tagelöhner - Heino Aden
"De swatte Tille", Händlerin - Annemarie Beermann
Hubert Zimmerschiet, Makler - Arno Tholen

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Das wird ein köstliche Mixtur! v.l. Annemarie Beermann, Heinrich Müller, Heino Aden, Erika Kaebe, Helga Dannemann, Hans Macker  - eine Szene aus "De Hexenhoff" - Spielzeit 1960/61 -

PRESSESTIMMEN

"Drama" im Lustspielgewand

Niederdeutsche Bühne inszenierte Jens Exlers "Hexenhoff"

Wilhelmshaven. "Persönliche Erlebnisse und die in jüngster Zeit in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichten Artikel über Hexenglauben haben mich zu diesem Spiel vom "Hexenhoff" 'angeregt', sagt Jens Eyfer, bekannter Autor vieler Stücke, über dieses "Drama" im Lustspielgewand, das zum erstenmal in Wilhelmshaven aufgeführt wurde.

Man hatte durchaus seinen Spaß daran, und doch - manchmal blieb selbst bei diesem hexenverjagenden Hokuspokus das Lachen beinahe im Halse stecken. Dann vor allem, wenn man sich - von der Unterhaltung für Momente wieder zur Gegenwart zurückschaltend - bewußt wurde, daß es in unseren "aufgeklärten" Zeit nicht sehen noch zutiefst mittelalterlichen Glauben gibt. Das geht aus weiteren Worten des Autors hervor, die besagen, daß einer des besten Sachkenner auf diesern Gebiet, der Hamburger Volkskundler Johann Kruse, in seinem Buch ,Hexen unter uns' erschütternde Beispiele dafür zusammengetragen hat. Auch heute noch bringt dieser ,neuzeitliche Aberglaube' viel Leid und Elend über die Menschen. Scharlatane und Geschäftemacher beuten die ,.Hexengläubigen` in gewissenloser Weise aus. Zur Bekämpfung dieser geistigen Seuche; aber geschieht wenig.

Von dieser Sicht aus gesehen, ist es nur begrüßenswert, daß Jens Exler das alte und doch aktuelle Thema angepackt hatt, und zwar auf eine und seine ganz spezielle Weise, der man Wirksamkeit gewiß nicht absprechen kann. Wer das Stück qesehen hat, weiß, daß der dafür vorliegende Stoff gewiß für ein beeindruckendes Drama ausrereicht hätte. Aber Jens Exler mag durchaus mit seiner Annahme recht gehabt haben, daß die Lächerlichkeit sicherer als jede andere Waffe tötet. Man möchte ihm nun nur wünschen, daß er in seiner Lustspielfasssung auch wirklich das erreicht, was er will, nämlich, den einen oder anderen Zuschauer zum Nachdenken anzuregen.

Da man sich darüber hinaus aber auch köstlich über den Handlungsverlauf amüsieren kann, ist man der Niederdeutschen Bühne Rüstringen gleich zu zweifachem Dank verpflichtet, daß sie Exlers "De Hexenhoff" einstudiert hat. Die Darsteller wurden dabei auch diesmal wieder von Rudolf Sang in bewährter Weise geführt. Den Hauptanteil am mit Recht gespendenten Schlußapplaus hatten vor allem Heino Aden als Tagelöhner Karsten und 'De swatte TiIle' Annemarie Beermann spielte. Weiterhin bewährten sich erneut Hans Macker, diesmal als Bauer Hamkens, Erika Kaebe als Haushälterin Magda, Heinrich Müller als Dierk, Helga Dannemann als Wiebke und Arno Tholen als Hubert Zimmerschiet. Die saubere, von so vielen unsichtbaren Geistern erfüllte Bauernstube, gestaltete Hannes Kaebe.

Nur eines sollte man während dieser Aufführung nicht tun, nämlich nur lachen, denn vom "toi-toi-toi" bis zum schlimmeren Aberglauben sind es nur wenige Schritte.

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Heinrich Müller und Heino Aden  - in einer Szene aus dem Stück "De Hexenhoff" -. Spielzeit 1960/61 -

Beim Bauern Klaus Hamkens spukt es

Ein Spiel der Niederdeutschen Bühne um Hexenglauben in unseren Tagen

Jens Exlers "Hexenhoff" steht derzeit nicht nur auf dem Programm der Niederdeutschen Bühne - Hexenhöfe dieser Art finden wir in Wirklichkeit auch heute im 20. Jahrhundert! - leider noch weit und breit in der Wirklichkeit. Der Autor des Lustspiels sagt selbst, daß ihn persönliche Erlebnisse und die immer wieder zu lesenden Veröffentlichungen über Hexenglauben zu diesem Spiel vorn "Hexenhoff" angeregt hätten. Denn der mittelalterliche Hexenglaube ist bis heute noch nicht ausgestorben und richtet vorwiegend auf dem Lande noch immer mehr Unheil an als wir annehmen.

So meint Exler, er hätte eigentlich ein Drama daraus machen müssen. Nun sei es aber doch ein Lustspiel geworden, und er glaube, daß Lächerlichkeit sicherer als jede Waffe wirke. Er hat recht behalten. Die Niederdeutsche Bühne hat das Ansinnen Exlers verstanden und vermittelt es auf köstliche Weise hinunter zum Theaterbesucher,

Man sieht (unter der Regie von Rudolf Sang) Hans Macker als Bauern Klaus Hamkens, der sich von seiner Umwelt an der Nase herumführen läßt und fest daran glaubt, daß sein Hof verhext sei. Erika Kaebe spielt seine Haushälterin Magda, die intrigiert, um einem Haus und Grundstücksmakler (Arno Tholen) einen Vorteil zuzuspielen. Dann taucht noch "die swatte Tille" auf, Händlerin und Hexenmeisterin, die den "Hexenhoff" mit Teufelsdreck und allerlei Mixturen ausräuchert und für ihren Mumpitz dem Bauern eine schöne Stange Geld abknipst. Der Tagelöhner Karsten (Heino Aden) durchschaut den ganzen Schwindel und zeigt schließlich an welchen Irrsinn seine Umwelt glaubt und wie sehr sie durch Gauner betrogen wird. Er erhielt auch den größten Applaus für sein Spiel. Man sieht noch Heinrich Müller als Sohn des Bauern und Helga Dannemann als seine zukünftige Frau. Das Bühnenbild, eine Bauernstube, hat Hannes Kaebe entworfen.

Es liegt genügend Spannung in dem Spiel, viel Humor und Unterhaltung. Bei der PremIere wurde köstlich gelacht. Hoffentlich wird jetzt zu Hause auch einmal über den Ernst dieses Stückes nachgedacht.

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Karsten (Heino Aden) setzt Hubert Zimmerschiet (Arno Tholen) etwas unsanft ( mit der Forke) an die Luft. - eine Szene aus "De Hexenhoff" - Spielzeit 60/61 -

"Völ Larm up´n Hexenhoff"

Es ging hoch her auf dem "Hexenhoff ", dessen Küche Hannes K a e b e stilecht für die Premiere der Niederdeutschen Bühne "Rüstringen" auf der Bühne des Stadttheaters erstellt hatte. Jens Exler, der Autor des Lustspiels, sagt selbst, daß ihn persönliche Erlebnisse und die in jüngster Zeit veröffentlichten Artikel über Hexenglauben zu diesem Spiel angeregt haben. Auch heute noch bringt dieser Aberglaube viel Leid und Elend über die Menschen. Exler hat bewußt ein Lustspiel daraus gemacht, denn Lächerlichkeit tötet sicherer als jede Waffe. So war das ganze Geschehen auf der Bühne Anlaß genug, über diesen wahnwitzigen Aberglauben und seine verheerenden Folgen nachzudenken, andererseits aber zwei ungetrübte Stunden heiteren Frohsinns zu erleben.

Und da das Spiel nicht frei ist von einem gewissen kriminalistischen Einschlag, wollen wir es uns an dieser Stelle versagen, den Inhalt näher zu beschreiben. Man sehe sich den "Hexenhoff" an und erfreue sich ebenso, wie es das Prernierenpublikum tat, das den Akteuren herzlichen Beifall oft auf offener Szene spendete.

Intendant Rudolf S a n g hatte wiederum die richtigen Leute an den richtigen Platz gestellt Man verzeihe uns wenn wir bei diesem Spiel die Rolle des Tagelöhners Karsten Rullmaker an den Anfang stellen. Denn was Heino A d e n daraus machte, war echtes Komödiantenttum in bestem Sinne. Der polternde Herr des Hauses. Bauer Klaus Hamkens, wurde lebensnah von Hans Macker dargestellt. Dem hintergründigen Wesen seiner Haushälterin Magda Flickenschild wurde durch Erika Kaebe überzeugend Ausdruck gegeben. Lobenswert war wieder einmal Annemarie Beermann als ,de swatte Tille". Heinrich Müller (Bauernsohn Dierk Hamkens), Helga Dannemann (Nachbarstochter Wiebke Siemen) und Arno Tholen (Makler Hubert Zimmerschiet) sorgten auf das beste mit dafür, daß dem Hexenglauben auf dem Hof ein Ende bereitet wurde.