Dat Halunkenstück (1. WA)
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- Veröffentlicht: Freitag, 16. Oktober 2009 18:03
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4. Gemeinschaftsproduktion
1. Wiederaufführung, davor 1960/61 als "Voss gegen Voss" gespielt
DAT HALUNKENSTÜCK
(VOSS GEGEN VOSS)
Komödie in drei Akten von Hans Balzer
Inszenierung: Walter Bäumer a.G.
Bühnenbild: August Ahlers a.G.
Regieassistenz: Heino Aden, Wilhelmshaven
Souffleuse: Grete Mews, Brake
Planung: Willy Beutz, Wilhelmshaven
Bühnenbildbau: Enno Buß, Alfred Christoffers, beide Wilhelmshaven
Kostüme: Traute Limbach a.G, Heinz Siems a.G.
Inspizientin: Berta Herpel, Wilhelmshaven
Masken: Karl-Heinz Krämer a.G.
Rollen und Darsteller
Graf Wulf von Ochtmissen - Karl-Heinz Herpel, Wilhelmshaven
Fred Lujo, sein Halbbruder (Doppelrolle) - Dto
Adele, dessen Frau - Margret Meyer-Thomsen, Oldenburg
Eveline, beider Tochter - Hannele Hilbig, Brake
Junker Heiko von Lehsten - Arnold Preuß, Wilhelmshaven
Peter Manegold, Altbürgermeister - Wilhelm Ahrens, Aurich
Hinnig Riekenbeek, Sülfmester i.R. - Fiete Hillen, Brake
Hieronymus Butenschön, Stadtsyndikus - Günter Osterloh, Oldenburg
Lodemann, Notar - Ferdinand Müsker, Neuenburg
Frerk, Dener - Albert Janßen, Aurich
Die beiden Altbürgermeister (Wilhelms Ahrens,Aurich und Fiet Hillen, Brake) blicken spektisch. Frerk (Albert Janssen, Aurich) schaut zu.
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Zusammen Bewundernswertes geleistet
"Dat Halunkenstück" als 4. Gemeinschaftsproduktion des Niederdeutschen Bühnenbundes
von Barbara Schwarz
Dat Halunkenstück, das sich der Lündeburger Stadtsyndikus Hieronymus Butenschön ausgedacht hat, geht ganz anders aus, als er es beabsichtigte. Auch er muß die Erfahrung machen, daß es immer wieder einen gibt, der auf einen Schelm anderthalbe setzt. Darin liegt auch das Überraschungsmoment von Hans Balzers Komödie "Dat Halunkenstück", das der Niederdeutsche Bühnenbund Niedersachsen Bremen als vierte Gemeinschaftsinszenierung herausbrachte.
Bei der Premiere am Sonntagabend im vollbesetzten Wilhelmshavener Stadttheater gab es viel Beifall für die neun Mitwirkenden von fünf Niederdeutschen Bühnen und den Oldenburger Regisseur Walter Bäumer. Der Beifall galt besonders den beiden Hauptdarstellern Karl Heinz Herpel aus Wilhelmshaven und Günter Osterloh aus Oldenburg. Osterloh spielt den Stadtsyndikus Butenschön, der kurz nach Beendigung des 30jährigen Krieges versucht, dem Grafen Wolf von Ochtmissen ein Stück Land für den Neubau des Lüneburger Hafens abzuluchsen: ein Mann, der die Schwächen seiner Gegner voll einkalkuliert, dem der Tod einen Strich durch die kalkulierte Rechnung macht und der unterliegt, als er einen anderen unterschätzt. Günter Osterloh liefert eine bemerkenswerte Charakterstudie ab.
Eine herrliche komödiantische Aufgabe hat der Wilhelmshavener Karl Heinz Herpel: er ist in diesem Spiel um Land und Erbe nicht nur der miese Graf Wulf von Ochtmissen, sondern auch dessen Halbbruder Fred Lujo, ein Luftikus von Theaterdirektor. Wie Herpel blitzschnell von der einen in die andere Rolle schlüpft, wie der durchtriebene Schelm, der fahrende Komödiant immer wieder durchbricht, das macht Freude, zu sehen.
Besonderer Beifall galt auch Albert Janssen aus Aurich, dem Spieler des Diener Frierk. So wie er diesen braven Mann spielt, könnte er für so manchen "Ossi" Witz als Vorbild gedient haben nur daß die Witze meist nicht so gut sind wie diese Figur in Janssens Darstellung. Imposant als Frau Theaterdirektorin Adele ist Margreth Meyer Thomsen aus Oldenburg. Auch diese Figur stimmt absolut. Wirklich würdig wirken Wilhelm Arends aus Aurich in der Rolle des Altbürgermeisters Peter Manegold und Fiete Hillen aus Brake als Sülfmeister im Ruhestand Henning Riekenbeek und Ferdinand Müsker aus Neuenburg in der Rolle des Notars.
Das sympathische junge Paar Eveline und Heiko von Lehsten sind Hannele Hilbig aus Brake und Arnold Preuß aus Wilhelmshaven. Mit diesem in dieser Spielzeit herausgebrachten historischen Stück von Hans Balzer, dem 1960 verstorbenen niederdeutschen Schriftsteller, versucht die Niederdeutsche Bühne Rüstringen vom Klischee der derben Bauernkomödien wegzukommen. Auf den hintergründigen, trockenen Humor dieser 1958 entstandenen Komödie hatte sich das Premierenpublikum bald eingehört und seine Freude daran, obwohl es in diesem Dialogstück wenig "Action" gibt.
Diese Gemeinschaftsinszenierung überzeugt zudem durch Qualität und Sorgfalt bis in die Ausstattung Bühnenbild, Kostüme und Masken hinein. Der Einsatz davon werden sich noch viele Besucher zwischen Weser und Ems überzeugen können hat sich gelohnt. Man sollte nur die Pause etwas verkürzen; 25 Minuten sind zu lang, reißen den Zusammenhang der Komödie auseinander.
Das Ensemble vom "Halunkenstück" - die Schauspieltruppe von Fred Lujo spricht bei den Stadtoberen vor.
KREISZEITUNG WESERMARSCH
"Dat Halunkenstück" war ein Höhepunkt in der KSW
Ein großer Erfolg für den Niederdeutschen Bühnenbund
B r a k e (sd). Die Aufführung des "Halunkenstücks" am Mittwochabend im Forum des BBZ war, nicht nur in großer Erfolg für den Niederdeutschen Bühnenbund, sondern auch ein Höhepunkt in der diesjährigen Kultur und Sportwoche. Die Schauspieler rundeten mit ihrem ausgezeichneten Spiel die spannungsreiche und lustige Handlung ab, so daß es für alle Zuschauer ein unterhaltsamer Abend wurde.
Ein immer wieder kehrendes Thema für viele Komödien ist die hinterlistige Erbschleicherei mit Verwechslungen und einer Liebesgeschichte, doch nie wird es langweilig. In diesem Stück ging es darum, daß die Stadt Lüneburg sehr um ein Stück Land verlegen war, das dem alten kranken und mißmutigen Grafen von Ochtrnissen gehörte, von dem sie aber wußte, daß er es niemals hergeben würde.
So plante der hinterlistige Stadtsyndikus Hieronymus Butenschön zusammen mit dem Halbbruder des Grafen ein regelrechtes "Halunkenstück". Fred Lujo, der Bruder des Grafen, der eine Wanderbühne betreibt, sollte anstelle des Grafen sein Testament machen, worin er der Stadt das wichtige Stück Land vermacht. Aber es kam natürlich anders, denn auch in Lujo steckte ein kleiner Halunke. Er vermachte alles seinem zukünftigen Schwiegersohn und seiner Tochter.
Selbstverständlich wandte sich alles zum Guten, nur der Graf konnte seine Meinung nichtmehr kundtun, da er über Nacht gestorben war. "Dat Halunkenstück" ist aber eine Komödie, bei der es ganz besonders auf die Leistung der Schauspieler ankommt. Sie müssen der Handlung den letzten Pfiff geben. Karl-Heinz Herpel aus Wilhelmshaven schien in der Doppelrolle des Grafen und seinem Bruder in seinem Element. Unfreundlich und mürrisch als gebrechlicher Graf und verschmitzt und voller Elan als dessen Bruder Lujo meisterte er die Hauptrolle fabelhaft.
Ebenso Günter Osterloh aus Oldenburg als Stadtsyndikus, Horst Vogeler aus Brake als Sülfmester in'n Rohstand Riekenbeek und Wilhelm Arends (Aurich) als Oltborgemester Mahnegold verliehen dem Stück Farbe mit spritzigen Dialogen und gekonnter Mimik.
Ohne eine Liebesgeschichte geht es einfach in keiner Komödie. Hannele Hilbig (Brake) und Arnold Preuß (Wilhelmshaven) kämpfen als Eveline, der Tochter Lujos und; Edelmann Heiko von Lehsten um ihr Glück. Zur Seite steht ihnen als resolute Mutter Margreth Meyer Thomsen (Oldenburg). Eine der besten Rollen hatte Albert Janssen (Aurich) als bedächtiger, nicht aus der Ruhe zu bringender Diener Frierk, die er ausgezeichnet spielte.
Und nicht zu vergessen Ferdinand Müsker (Neuenburg), der als Notar dieses "Halunkenstück" über sich ergehen lassen mußte. Wieder war die vierte Gemeinschaftsinszenierung des Niederdeutschen Bühnenbundes Niedersachsen Bremen erfolgreich. Nicht zuletzt ist das aber auch dem hervorragenrlen Bühnenbild und der Regie von Walter Bäumer zu danken. Das Publikum würdigte mit viel Beifall die Verdienste aller Mitwirkenden.
Butenschön (Günter Osterloh), Lujo (Karl-Heinz Herpel), Adele (Margret Meyer-Thomsen), Eveline (Hannele Hilbig) und Junker Heiko (Arnold Preuß) in einer Szene des "Halunkenstücks"