Koornblomen för den olen Smuuskater (WE)
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- Veröffentlicht: Freitag, 16. Oktober 2009 18:37
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Niedersächsische Erstaufführung
KOORNBLOMEN FÖR DEN (OLEN) SMUUSKATER
Komödie in drei Akten von Christian Holsten (Krüschan Holschen)
Inszenierung: Arnold Preuß
Bühnenbild: August Ahlers
Bühnenbildbau: Klaus Panka, Alfred, Bodo und Wilfried Christoffers, Heinz Barthel, Michael Müller, Karl-Heinz Goldenstein, Norbert Ungermann u.a.
Bühnenmalerei: Herbert Ulbrich
Beleuchtung: Peter Pfaus
Inspizientin Marianne Karstens
Souffleuse: Christine Fein
Requisiten Marga Goldenstein
Rollen und Darsteller
Harm Wohltmann, he fahrt to See - Wilfried Pampuch
Meike Hölkens, Krüschans Dochter - Marion Zomerland
Krischan Hölkens, Discher - Karl-Heinz Schröder
Tine Ehlen, mit Harm verspraken - Heidi Rausch
Johannes Köppelmeier, Pastor - Arnold Preuß
Otto Oetjen, Schoolmester - Horst Jönck
Geesche, Deern ut´n Dörp - Margot Andrews-Jäkel
Meta, Deern ut´n Dörp - Helga Lauermann
Mimi, Deern ut´n Dörp - Karin Heyel
Jakob Puvagel, Buer - Günter Newerla
Dr. Dodenhoff, Landarzt - Günter Boye
Meike (Marion Zomerland) trauert um "ihren" Harm (Wilfried Pampuch)
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Neue niederdeutsche Komödie kam beim Publikum voll an
"Koornblomen för den Smuuskater" von Holschen
Von Barbara Schwarz
So viel und so von Herzen haben die Freunde der Niederdeutschen Bühne lange nicht mehr gelacht wie bei Krischan Holschens achtersinniger Komödie "Koornblomen för den Smuuskater". Der schwarze Humor kam voll an. Das Premierenpublikum dankte dem Autor, dazu Regisseur Arnold Preuß, der zugleich eine wichtige Rolle spielte, und allen Spielern mit großem Applaus.
Otto Oetjen (Horst Jönck) kann nicht glauben, dass Harm (Wilfried Pampuch) nu doot is.
Krischan Holschen, Autor zahlreicher plattdeutscher Erzählungen und Gedichte, Texter und Sprecher für Niederdeutsches bei Radio Bremen, dem NDR und WDR, hat sich in diesem Jahr erstmals mit einem Stück auf die Bühne gewagt.
Unter dem Titel "Kattenjammer" wurden die "Koornblomen för den Smuuskater" erst am 15. Januar im Ohnsorg Theater in Hamburg uraufgeführt. Das Niederdeutsche Theater Bremen griff ebenso schnell zu wie die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven. Sie brachte Holschens Stück am 5. Februar heraus. Jetzt bewies auch die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven, daß Krischan Holschen mit seinem Erstlingswerk gleich ein niederdeutscher Bühnen-Hit gelungen ist. Sein Smuuskater wird noch das ist sicher auf vielen niederdeutschen Bühnen miauen.
Mit dem Smuuskater ist Harm Wohltmann gemeint, ein trinkfester Seemann, der schon in viele Häfen, nur nicht den der Ehe einlief. An Land verdreht er wie weiland Casanova allen Frauen und Mädchen den Kopf. Obwohl der Tine Ehlen seit sieben Jahren versprochen, läßt der Smuuskater das Mausen nicht. Kein Wunder, daß die Männer im Dorf, einschließlich des jungen Pastors, nicht gut auf ihn zu sprechen sind selbst nach seinem scheinbaren Tode nicht.
Hölkens (Karl-Heinz Schröder) nimmt schon mal Maß bei Harm (Wilfried Pampuch)
Harm hatte bei einer Wette in der Kneipe so viel getrunken, daß er das Bewußtsein verlor. Der ebenfalls nicht nüchterne Doktor bescheinigt Harms Tod. An Harms Totenbett versammeln sich nun, das ist der Ausgangspunkt des Spiels, die Dorfbewohner, vor allem die jungen Deerns, seine Braut Tine und sein einziger Freund, der Schulmeister Otto Oetjen. In Erinnerungen an selige Stunden bringen alle Damen Kornblumen und Ähren aus Bauer Puvogels Feld mit.
Auf seinem Schein-Totenbett bekommt der seefahrende Dorf-Casanova so einiges zu hören. Der jungen Meike gehen die Augen auf; überdies findet sie einen vielbegehrten Freier, den Pastor, der Harm und Tine dann auch endlich geradlinig unausweichlich in den Ehehafen steuert. Holschens Komödie lebt aus der Situation heraus. Das Publikum weiß, daß Harm nicht tot ist, die Dorfbewohner nur an der Nase herumführt, weil er mit Tine nicht Hochzeit feiern will.
Der Pastor Köppelmeier (Arnold Preuß) kann den Jakob Puvagel (Günter Newerla) kaum in seiner Wut bändigen.
Arnold Preuß hat Holschens Spiel mit sehr viel Sinn für Situationskomik in flottem Tempo inszeniert. In der Rolle des schüchternen und verliebten Pastors Johannes Köppelmeier gefällt er zudem nicht nur den Deerns aus dem Dorf, sondern auch dem Publikum. Wilfried Pampuch macht in einem bestickten Nachthemd Furore. Karl Heinz Schröder ist ein wacker aufrichtiger Tischler und Vater, Horst Jönck ein komisch besorgter Schulmeister und Freund. Günter Newerla geht als Bauer Puvogel blindwütig mit einer Mistgabel auf Damen los. Günther Boyes, alkoholisierter Landarzt Dr. Dodenhoff, hat Ähnlichkeit mit dem such immer betrunkenen "Doc" zahlreicher Western.
Die schönsten Rollen aber hat Holschen den Frauen geschrieben. Sie dürfen jammern und schwärmen und sich die Krallen zeigen. Heidi Rausch als Tine, die ewige Braut, macht das resch und frisch, Marion Zomerland als Meike mit mädchenhaft schüchternem Charme. Gesche, Meta und Mim!, gespielt von Margot Andrews Jäkel, Helga Lauermann und Karin Heyel, sind ein sehr drolliges Trauer-Trio.
De kief Katten jammert üm ehr Kater, nicht sehr erfreut ist der Pastor (v.l. Heidi Rausch, Marion Zomerland, Arnold Preuß, Margot Andrews-Jäkel, Karin Heyel, Helga Lauermann)
August Ahlers hat für Arnold Preuß' Inszenierung den passenden ansehnlichen Rahmen entworfen ein großes Schlafzimmer mit Blick ins Grüne. Wer in diesem Jahr noch keine Aufführung der Niederdeutschen Bühne gesehen hat, sollte sich diese Inszenierung unbedingt ansehen. Zwei fröhliche Stunden sind ihm gewiß.