Snieder Nörig (1. WA)

1. Wiederaufführung (2.), davor vor 1939 gespielt

SNIEDER NÖRIG

Komödie in drei Akten von Paul Schureck

Inszenierung: Albrecht C. Dennhardt
Regieassistenz: Wilma Welte
Bühnenbild: August Ahlers, Albrecht C. Dennhardt

Bühnenbildbau: Klaus Panka, Karl-Heinz Goldenstein, Uwe Rozga, Norbert Ungermann, Walter Borraß, Bernhard Bertram, Rolf Esen
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Beleuchtung: Peter Pfaus, Erwin Telgmann
Souffleuse: Frieda Harms
Requisiten: Marga Goldenstein
Inspizientin: Helga Lauermann

Rollen und Darsteller
Fritz Nörig, Snieder - Günter Boye
Anna Nörig, sien Dochter - Luise Pampuch
Tine Pann, sien Dochter - Christine Fein
Karl Pann, Tine´s Mann - Arnold Preuß
Hannes, Slossergesell - Jürgen Tapken
Krischan Krup, Snieder - Horst Jönck
Amanda Krup, sien Süster - Heidi Rausch
Fro Meyer, Nawersch - Frieda Harms

Nörig (Günter Boye) überzeugte restlos

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Begeisterung für Snieder Nörig

Günter Boye zeichnete eine im Grunde tragische Figur

Von Barbara Schwarz

Riesenbeifall für die Niederdeutsche Bühne und ihre Eröffnungspremiere, Paul Schureks Komödie "Snieder Nörig", im Stadttheater. Verdienter Beifall für zwei Stunden glänzende Unterhaltung. Die Niederdeutsche in Hochform vor ausverkauftem Haus.

Albrecht C. Dennhardt, vier Jahre Mitglied des Ensembles der Landesbühne, heute in Coburg engagiert, hat als Gast Schureks 1927 entstandene Komödie um den altersstarrsinnigen, geizigen Schneider Fritz Nörig präzis im Timing, mit sicherem Gefühl für dramatische Effekte, temporeich in Szene gesetzt und die Spieler der Niederdeutschen Bühne zu Höchstleistungen geführt. Wilma Welte stand ihm dabei als Regieassistentin zur Seite und leitete in der letzten Woche auch die Endproben, nachdem Dennhardt wieder in Coburg auf der Bühne steht.

Nörig (Günter Boye) ist gegenüber seinem Schwiegersohn Pann (Arnold Preuß) sehr misstrauisch

"Snieder Nörig" ist vor allem der Abend von Günter Boye. Er gibt der Gestalt des alten Schneiders, der so willig auf die Schmeicheleien falscher Freunde hört und darüber die vergißt, die ihm nahe stehen und es gut mit ihm meinen, so viel Farbe, daß ein komplexer Charakter sichtbar wird. Eine im Grunde tragische Figur, denn der Schneider Nörig hat sich derart in die fixe Idee einer ihm feindlich gesinnten Umwelt verrannt, daß er aus diesem paranoiden Gefängnis nicht mehr herausfindet. Eine großartige Leistung von Boye, der streckenweise beängstigend an den alten Minetti erinnert.

Erfreulich das Wiedersehen mit Luise Pampuch aus Jever, die der Familie wegen jahrelang pausiert hatte. Frisch und ansehnlich wie immer, spielt sie Snieder Nörigs Lieblingstochter Anna. Christine Fein, ebenso hübsch anzusehen, verkörpert Tochter Tine mit Anmut. Bühnenleiter Arnold Preuß agiert als ihr Mann Karl mit Spielfreude ganz souverän. Jürgen Tapken, Annas Verlobter Hannes, ist unter Dennhardts Regie sichtbar locker geworden und spielt trotz des bei der Premiere sicher vorhandenen Lampenfiebers unverkrampft fröhlich.

Die Quasselstrippe Fro Meyer (Frieda Harms) ist zu Besuch, die Familie Nörig (v.l. Luise Pampuch, Jürgen Tapken, Arnold Preuß und Christine Fein) ist wenig begeistert

Eine herrliche Rolle hat Heidi Rausch mit der scheinheiligen Jungfer Amanda Krup. Man merkt ihr den Spaß an, den sie bei der Charakterisierung der zwei Seiten einer Medaille hat. Frieda Harms bringt die Nachbarin Meier prall komisch auf die Bühne. Eine köstliche Studie. Und Horst Jönck, bei der Niederdeutschen nun einmal zum Brunnenvergifter gekürt, führt den Schneider Krup so richtig ölig scheinheilig-schmierig vor, daß es eine Wonne ist.

Die Bühne verantwortlich dafür Dennhardt und August Ahlers ist für das Kostümstück schlicht: drei Türen machen Auf- und Abgänge logisch. Ein Tisch, ein paar Stühle, dicke Schlösser an Snieder Nörigs Kammer genügen vollauf, um das Spiel lebendig werden zu lassen. Neun weitere Aufführungen dieser Inszenierung stehen in Wilhelmshaven und Sande auf dem Programm. Die Zuschauer, die bei der Premiere noch nicht dabei waren, dürfen sich darauf freuen.

"Un wenn di dat nich passt, denn flüggst du ruut", so löst Nörig (Günter Boye) seine Probleme mit seinen Kindern Karl Pann (Arnold Preuß) und Tine Pann (Christine Fein)