Laat us Lögen vertellen (WE)

Wilhelmshavener Erstaufführung

LAAT US LÖGEN VERTELLEN

Kriminalkomödie in zwei Akten von Alfonso Paso
Niederdeutsch von Dietrich Klassen

Inszenierung: Horst Jönck
B
ühnenbild: August Ahlers

Bühnenbildbau: Klaus Panka, Alfred Christoffers, Bernhard Bertram, Karl-Heinz Goldenstein, Erwin Hildebrandt, Uwe Rozga, Norbert Ungermann
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich

Beleuchtung: Peter Pfaus

Inspizient:
Michael Müller
Souffleuse: Helga Lauermann

Requisiten: Marga Goldenstein

Rollen und Darsteller
Hella Canisius, eine leidgeprüfte Dame - Annchen Warrings-Konken
Karl-August Canisius, ihr leidgeprüfter Mann - Wilfried Pampuch
Lüder Grobeck, ein Freund - Ralf-Rüdiger Bayer
Lisa - Berta Brinkhoff
Jan, ein Dieb - Jürgen Tapken
Lüder Behrmann, sein als Pastor verkleideter Komplize - Willy Meinert
Frau von Hohenstein, eine Nachbarin - Rika Jung
Ein Man, welcher von der Polizei ist - Manfred Janßen
Zwei katholische Schwester, welche in Wirklichkeit Gauner sind - Günter Jaedeke, Michael Müller

Hella (Annchen Warrings-Konken) Lüder (Ralf-Rüdiger Bayer) und Karl-August (Wilfried Pampuch) erleben einen wirklich turbulenten Abend voller Überraschungen

WILHELMSHAVENER ZEITUNG

Niederdeutsche:  Nicks as Lögen

Spanische Kriminalkomödie der Niederdeutschen

Von Theodor Murken

Als sich bei der jüngsten Premiere der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven der Vorhang öffnete, sah man, wie in einem "gutbürgerlichen" Kaminzimmer die junge Frau des Hauses sich für einen festlichen Rosenmontagsabend zurechtmachte. Ihr war das Hausmädchen dabei behilflich.

Deren Rat, den teuren Schmuck doch lieber zu Hause zu lassen, erschien der Frau klug. Er war es auch, nämlich klug überlegt. Denn kaum war die Frau aus dem Hause, entpuppte sich das bescheidene und stille Hausmädchen als Komplizin eines Diebes.

Nun entwickelte sich, was in dem von Dietrich Klaassen mit dem Titel "Laat us Lögen vertellen" ins Plattdeutsche übersetzte Boulevard Stück des spanischen Dichters Alfonso Paso (1926-1978) zu einer Kriminalkomödie geworden ist. Darin spielt die Frau eines Strafverteidigers als "phantasievolle Dame" mit ihrer endlosen Folge von Lügen und lügenhaften Wahrheiten die dominierende Rolle. Zu erzählen, was in diesem Stück alles abläuft, wäre hier verfehlt, weil man kriminelle Dinge nicht ausplaudern sollte.

Der Gangster Jan (Jürgen Tapken) hat Lüder (Ralf-Rüdiger Bayer) in die Mangel genommen

Horst Jönck hatte als einer der neugebackenen Regisseure der Niederdeutschen Bühne zum dritten Mal die Aufgabe erhalten, ein Stück zu inszenieren, das ebenso als Komödie, mit der weisen Lehre, lieber nicht zu lügen, auch als Schwank angesehen werden kann. Die Aufführung mit lokalem Kolorit machte beides deutlich, das eine vor allem in dem harmonischen Ausklang des Stükkes, das andere in der fast unaufhaltsamen und flüssig verlaufenden Turbulenz mit allerhand Situationskomik.

Dabei hatten sowohl Annchen Warrings Konken als die lögenhafte Hella Canisius wie auch deren Hausmädchen auf der Bühne eine schwere Aufgabe zu bewältigen, Bertha Brinkhoff allerdings als das vom Dieb vermeintlich getötete Hausmädchen mehr dadurch, daß sie immer wieder hastig unter das Sofa geschoben, wieder hervorgeholt, heraus und hineingeschleppt werden mußte. Annchen Warrings Konken hatte sich im Gewirr von Lügen und unglaublichen Wahrheiten im Wechsel von List, Vorsicht und Verzweiflung zu behaupten. Daß ihr das gut gelang, bewies der Beifall, der gerade ihr zuteil wurde.

Neben diesen tragenden (und getragenen) Personen der Aufführung konnten sich aber auch die anderen Darsteller behaupten: Der leidgeprüfte Ehemann Canisius (Wilfried Pampuch) und sein nicht weniger geprüfter Freund Lüder Grobeck (Ralf Rüdiger Bayer). Natürlich auch Jürgen Tapken als der Dieb mit Namen Jan, grob, listig und flink wie ein Wiesel, und Willy Meinert als sein Komplize im Talar eines Pastors, den Jan wegen seiner Unschlüssigkeit auch noch außer Kraft setzen und hinwegschleppen muß.

Dass nur Frau von Hohenstein (Rika Jung) nichts merkt, denn unter dem Sofa liegt ja die Leiche des Hausmädchens (Berta Brinkhoff), Lüder (Ralf-Rüdiger Bayer) und Ernst - August (Wilfried Pampuch) mühen sich redlich, die Harmlosen zu spielen

Von den anderen vier Darstellern waren Rika Jung als Nachbarin Frau von Hohenstein, und Manfred Janßen als "Mann, welcher von der Polizei ist", noch an dem Geschehen mit beteiligt, während Günther Jaedeke und Michael Müller in ihrer Verkleidung als katholische Schwestern als letzte in die Falle liefen.

Das Bühnenbild von August Ahlers war unter der Leitung von Klaus Panka heiter ausgestattet. Und so dramatisch auch manche Szene der Aufführung dargestellt wurde, so heiter wurde doch oft Schlag auf Schlag das zahlreiche Publikum bewegt, und es feierte sogar stürmisch den Regisseur. Es sah dabei noch über einige Unebenheiten und Unsicherheiten zu Beginn der Aufführung hinweg, die sich bei den nächsten neun Aufführungen sicherlich ausgleichen werden.