Goode Nacht, Fro Engel (1. WA)
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- Veröffentlicht: Freitag, 16. Oktober 2009 19:00
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1. Wiederaufführung (2), davor 1969/70 in anderer Übersetzung als "De Spökenkiekersch" gespielt
GOODE NACHT, FRO ENGEL
(Goodnight, Mrs. Puffin)
Komödie in drei Akten von Arthur Lovegrove
Niederdeutsch bearbeitet und übersetzt von Jürgen Pooch
Inszenierung: Günter Boye
Bühnenbild: Günter Boye
Bühnenbau: Alfred Christoffers, Bernhard und Peter Bertram, Walter Borraß, Karl-Heinz Goldenstein, Uwe Rozga
Bühnenmaler: Herbert Ulbrich
Beleuchtung: Peter Pfaus
Inspizient: Helga Borraß
Souffleuse: Herta Tapken
Requisiten: Marga Goldenstein
Rollen und Darsteller
Heinrich Forster - Horst Jönck
Frau Forster, Forster 2. Ehefrau - Heidi Rausch
Deren Tochter - Luise Pampuch
Auch deren Tochter - Margot Andrews-Jäkel
Deren Sohn Klaus - Thorsten Könnecke
Bella, itl. au pair Mädchen - Maike Rosenberg
Walter Haller - Friedrich Müller
Hans-Uwe Hallter - Günter Jaedeke
Jürn Kaspter, ein Geschäftsfreund - Jürgen Tapken
Clara Engel - Hildegard Steffens
Ein Superauftritt als Fro Engel: Hildegard Steffens
JEVERSCHES WOCHENBLATT
Das zweite Gesicht, der Clara Engel
Großer Erfolg für Hildegard Steffens / Heute 2. Aufführung
Von Jutta Schmidt
Wilhelmshaven Einen riesen Applaus bekam Hildegard Steffens für ihre hervorragende Darstellung der Clara Engel in der Aufführung der Niederdeutschen Bühne "Goode Nacht, Froo Engel". Clara Engel, Hauptperson des Stückes, hat ein zweites Gesicht, wie man sagt. Sie besitzt die besondere Gabe, Er Traum vorauszu latsäch eintreten. Diese Tatsache bringt so einem "Spökenkieker" aber auch viel Arger ein. So wie in der englischen Komödie von Arthur Lovegrove, die von Ohnesorg Mitglied Jürgen Pooch ins Plattdeutsche übersetzt wurde.
Hier träumt Clara Engel von der Familie Förster, deren Tochter Ute in Kürze heiraten will. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, die Einladungen sind bereits verschickt und das Brautkleid zur Anprobe fertig. Mit der Hochzeit wird auch gleichzeitig eine Firmenfusion stattfinden und alle sind zufrieden. Doch dann, eine Woche vor dem Trauungstermin erscheint Frau Engel bei den Försters. Wie ein Wirbelwind fegt sie durch die Familie und bringt alles durcheinander. Mit einem gewaltigen Redeschwall versucht sie den Forsters ihren Traum, ihre Gabe Ereignisse vorauszusehen, zu erklären. Doch wer glaubt schon einer alten fremdem Frau, die da einfach herkommt und zu einer Braut sagt, die Hochzeit findet nicht statt, entscheide dich für einen anderen!
Hildegard Steffens war eine meisterhafte Clara Engel, sie ging ganz in dieser Rolle auf. Durch ihre Darstellung der "Spökenkiekersch" bekam die Komödie erst den richtigen Schwung. Mit ihrem Temperament und schauspielerischen Können entlockte sie dem Publikum immer wieder Applaus auf offener Szene. Ihre Mitspieler hatten es nicht leicht da mitzuhalten. Aber auch hier hatte Günther Boye gute Mitstreiter auf den Spielplan gesetzt. Unter seiner Regie wurden Horst Jönck und Heidi Rausch das Ehepaar Förster, die es Clara Engel nicht einfach machten, sie von den tatsächlich eintretenden Geschehnissen ihres Traumes zu überzeugen.
Sohn Peter, sehr gut dargestellt von Thorsten Könneke, ist auf Anhieb von Clara Engel begeistert. Ebenso die Töchter Antje und Ute, gespielt von Margot Andrews Jäkel und Luise Pampuch. Auch der Bräutigam Hans Uwe Haller, hervorragend verkörpert von Günter Jaedeke, ist vom Traumausgang der Frau Engel mehr als begeistert und verbündet sich schließlich noch mit ihr. Vater Walter Haller (Friedrich Müller) hat natürlich Angst um die Firmenfusion und schenkt der "Träumerin" keinen Glauben. Jürn Kasper, ein Geschäftsfreund (Jürgen Tapken) und das Hausmädchen Bella (Maike Rosenberg) sind weitere Darsteller dieser überaus amüsanten Komödie.
Die nächste Aufführung ist heute abend um 20 Uhr im Stadttheater Wilhelmshaven. Weiter geht es dann am 4., 5., 12. und 17. März.
Bella, die kleine italienische Haushaltshilfe (Meike Rosenberg) bringt sowohl die Hausherrin (Heidi Rausch) als auch die Tochter (Luise Pampuch) ganz durcheinander
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
So wat van Spökenkiekeree
Hinreißende Hildegard Steffens als Froo Engel
Von Theodor Murken
Die von dem englischen Schauspieler Arthur Lovegrove mit dem Spaß an englischen Spukgeschichten 1950 verfaßte Komödie "Good night, Mrs. Puffin" gehört unter verschiedenen Titeln schon seit gut 20 Jahren zur plattdeutschen Literatur. Jetzt hat die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven das Stück in der neuen Übersetzung des Ohnsorg Bühnen Mitgliedes Jürgen Pooch zum zweiten Mal in den Spielplan mit dem neuen Titel "Goode Nacht, Froo Engel" aufgenommen.
Die "Spökenkiekersch" von Annemarie Beermann aus dem Jahre 1969 erlebte als "Fro Engel" in Hildegard Steffens fröhliche, jedenfalls das Publikum äußerst erheiternde Urständ. Jede Darstellerin gibt solch einer Charakterrolle ihre eigene Note. Hildegard Steffens konnte demonstrieren, daß sie sich in ihrer 40jährigen Bühnenlaufbahn von der jugendlichen Liebhaberin zur gereiften Charakterspielerin entwickelt hat. In der von Günther Boye besorgten Inszenierung der Komödie hatte sie die Aufgabe, eine mit der Gabe des Zweiten Gesichts auf urwüchsig Platt "Spökenkiekeree" belastete Frau darzustellen. Froo Engel kann nicht nur kommende Geschehnisse voraussagen, sondern macht dazu auch noch den Versuch, die Betroffenen von etwas Unabänderlichem zu unterrichten und sie darauf vorzubereiten, was das "Schicksal" mit ihnen vorhat.
Damit richtet sie natürlich allerhand an. Wie Hildegard Steffens das machte, war so echt und überzeugend, daß es schon gar nicht mehr wie "Theater" wirkte. Die "Fro Engel" war mit Leib und Seele in Hildegard Steffens hineingeschlüpft, hatte vollkommen von ihr Besitz ergriffen. Dazu kam dann noch ,daß sie nicht "aufs Maul gefallen" war, also die Gewandtheit ihres Sprechens, so daß sie einfach hinreißend wirkte. Natürlich geht es in dieser Komödie um Liebe und Hochzeit, die an einem zweiten Weihnachtstag stattfinden soll. Das tut sie auch, aber anders, als die Familien zweier Firmeninhaber es sich gedacht hatten.
Deshalb kommt ihnen der Besuch von "Fro Engel" auch äußerst ungelegen, vor allem der Familie der zu verheiratenden Tochter, besonders aber der exaltiert vornehm tuenden Mutter (Heidi Rausch mußte mit dem Gegensatz von deftigem Plattdeutsch und gezierter Vornehmheit fertig werden). Sie ist die zweite Frau von Heinrich Förster (Horst Jönck). Auch er ist darauf bedacht, Froo Engel schnell los zu werden, weil er sehr an der hochzeitlich geschäftlichen Verbindung zweier Firmen interessiert sein muß. Mit den Darstellern seiner drei Kinder (Luise Pampuch als Ute, Margot Andrews Jäkel als Antje, Thorsten Könnecke als Peter) kamen darstellerisch die charakterlichen Unterschiede zur Mutter und zweiten Frau gut zur Geltung.
Den offenbar ebenso an der Verbindung interessierten anderen Firmeninhaber Walter Haller spielte Friedrich Müller, seinen als Heiratsobjekt erwählten Sohn Hans Uwe verkörperte Günter Jaedecke. Wie dieser sehr treffend den jungen Mann abgab, der sich zunächst nicht sonderlich interessiert zeigte, dann aber aus sich herausging und Froo Engel dann noch für seine Ziele einspannte, war eine Meisterleistung der Aufführung und geht sicherlich auch auf das Konto der Regie.
Dank der von Hans Uwe bewerkstelligten Lösung ging denn schließlich auch Jürgen Tapken als der Geschäftsfreund Jürn Kasper als strahlender (neuer) Bräutigam aus dem Spiel hervor, das im Rahmen eines hellen, freundlichen von Günter Boye erdachten, von Marga Goldenstem ausgestatteten Bühnenbildes ablief. Bevor jedoch am Schluß Froo Engel nach ihrem neuen Traum der Untreue ihres Kulle auf die Spur kommen konnte, mußte Hildegard Steffens mit den übrigen Darstellern und Regisseur minutenlang immer wieder vor den Vorhang treten und dem stürmischen Beifall des fast voll besetzten Hauses in Empfang nehmen.
Auf den Schreck.... eine Tasse Tee, wenn´s denn etwas hilft? (v.l. Margot Andrews-Jäkel, Heidi Rausch, Luise Pampuch und Günter Jaedeke)