De verflixte Strump (1. WA)
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- Veröffentlicht: Samstag, 17. Oktober 2009 06:34
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zehnte Gemeinschaftsproduktion
1. Wiederaufführung (1.), davor 1954/55 gespielt
DE VERFLIXTE STRUMP
Komödie von Hans Balzer in vier Akten
Inszenierung: Rudolf Plent
Bühnenbildentwurf: Rudolf Plent, Ewald Meine, NB Neuenburg
Regieassistenz/Inspizienz/Requisiten:: Annemarie Penningroth, NB Brake
Produktionsleitung: Manfred Malanowski, NB Neuenburg
Bühenbildbau: W. Fischer, W. Hänecke, H. Hilbners, E. Meine und D. Schweer, alle NB Neueburg
Bühnenmalerei: Willi Egenhoff, NB Neuenburg
Bühnentechnik: K. Decker, H.-W. Horstmann und R. Renken, alle NB Brake
Masken und Frisiuren: K-H. Krämer, Oldenburg, Monika Droste, NB Delmenhorst
Souffleuse: Luzie Piest, NB Delmenhorst
Rollen und Darsteller
Sneewitt - Uta Thormählen, NB Oldenburg
Lafrenz - Rainer Behrends, NB Neuenburg
Gundula - Hilke Zahn, NB Varel
Kasper, Gärtner bei Lafrenz - Gerold Bruns, NB Braken
Sötmund - Werner Droste, NB Delmenhorst
WILHELMSHAVENER ZEITUNG
Damenstrumpf in falscher Männerhand
Der Niederdeutsche Bühnenbund bot ein amüsantes Lustspiel
Von Theodor Murken
Für seine zehnte Gemeinschaftsproduktion hatte der Niederdeutsche Bühnenbund Niedersachsen/Bremen Hans Balzers Lustspiel "De verflixte Strump" ausgewählt, das am Donnerstag, am gestrigen Freitag über die Bühne des Stadttheaters ging, und auch morgen abend auf dem Spielplan steht. In diesem Stück ist ein weißer Damenstrumpf das Corpus delicti, daß ein Schwerenöter die Frau seines Freundes verführt und damit eine mit eben diesem Freund abgeschlossene Wette gewonnen haben soll.
Eine ernste Sache. Hans Balzer aber hat alles komödienhaft in plattdeutscher Sprache verklärt und in die Biedermeierzeit projiziert. Das ergab ein amüsantes Lustspiel. Eine Lust war es auch zu eileben, wie der (Berufs-)Regisseur Rudolf Plent aus Oldenburg das Stück mit Darstellern aus fünf oldenburgisehen niederdeutschen Bühnen und einem fast märchenhaft gestalteten heiteren biedermeierzeitlichen Garten inszeniert hat. Die fünf Darsteller sind die jungverheirateten Lafrenz und Sneewitt, der liebesabenteuerlich beflissene Freund Sötmund, Sneewitts Freundin Gundula und schließlich der Gärtner von Lafrenz. Zu solch einem schönen Garten gehört ja auch ein Gärtner, aber in diesem Stück erschöpft sich seine Tätigkeit nicht damit, daß er den Garten pflegt.
Dieses Fünfgespann wickelt nun in jenem durch Mauer und Tor von der Umwelt getrennten Garten in vier Akten ein Spiel ab, das bei der Premiere im Stadttheater ein fast voll besetztes Haus in ständiger Spannung hielt. Die Aufführung ragte aus denen plattdeutscher Stücke dadurch heraus, daß sie einmal kammerspielartigen Charakter hatte und die Handlung in einem Milieu biedermeierzeitlicher Umgebung und biedermeierzeitlichen Lebensgefühls sich abspielte. Das jungvermählte Paar des Lafrenz, den Rainer Behrens (Bühne Neuenburg) eifrig küsseausteilend spielte, und der Sneewitt von Uta Thormöhlen (Oldenburg). Sie verstand es, die liebende und treu ergebene Ehefrau darzustellen und hätte alles Ungemach vermeiden können, wenn der Ehemann sich nicht in den Kopf gesetzt hätte, seine Frau könnte ihn betrügen.
Lafrenz Freund Sötmund, den Werner Droste (Delmenhorst) als einen mit allen Wassern gewaschenen "Schürzenjäger" sehr überzeugend auf die Bühne stellte, wußte des Mißtrauen des jungen Ehemannes gut auszunutzen. Daß er die Wette dennoch verlor, dafür sorgte Sneewitts Freundin Gundula, als die Hilke Zahn (Varel) sich als tatkräftige und sprechbegabte Partnerin des Sötmund erwies, nicht zuletzt in der Verkleidung als dienender Geist der jungen Familie. Doch alles, was sich in zwei Stunden auf der Bühne abspielte, wäre nicht so abgelaufen, wie es geschah, wenn nicht der Gärtner seine Hand mit im Spiel gehabt hätte. Diesem Gärtner Kaspar gab Gerold Bruns (Bratre) die Züge eines durch Lebenserfahrung gewitzten "plietschen" Mannes, der mit seiner hintergründigen Art alles in das richtige Lot zu bringen versteht. Dafür dankte ihm das Publikum auch mit besonders kräftigem Beifall, den aber auch Hilke Zahn aus Varel in der Rolle der Gundula verdient hatte.
An dem eindrucksvollen Bühnenbild waren außer Rudolf Plent auch der Neuenburger Ewald Meine beteiligt. Letzter hatte mit weiteren Neuenburgern an der Herstellung und der Malerei mitgewirkt. K. H. Krämer und Monika Droste sorgten für biedermeierzeitliche Masken und Frisuren. Natürlich war auch die Bekleidung stilecht. Und das Ganze bot zwei heitere und harmonische Stunden mit Atmosphäre.