Valentinaden (WE)
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- Veröffentlicht: Samstag, 17. Oktober 2009 06:38
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Oldenburgische Erstaufführung
VALENTINADEN
10 Szenen von Karl Valentin
Plattdeutsch von Fritz Wempner und Arnold Preuß
Inszenierung und Bühnenbild: Jürgen Tapken
Barri Brinkhoff
Frieda Harms
Herta Tapken
Annchen Warrings-Konken
Michael Hillers
Claus Miehlke
Rolf-Peter Lauxtermann
Horst Karstens
Heinz Zomerland
Sie spielten alle in 10 verschiedenen Szenen mit (Annchen Warrings-Konken, Heinz Zomeland, Claus Miehlke, Rolf-Peter Lauxtermann, Barry Brinkhoff, Michael Hillers, Horst Karstens, Herta Tapken, Frieda Harms)
WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 1. September 1990
Valentin auf Platt nicht platt
Niederdeutsche Bühne eröffnete Spielzeit in F'groden
Von Barbara Schwarz
Mit Valentinaden, Spielszenen des genialen Volkskomikers Karl Valentin (1882 1948), eröffnete die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven am Donnerstagabend die neue Spielzeit. Ausnahmsweise nicht im Stadttheater, sondern aus Anlaß des 50. Geburtstages des Stadtteils Fedderwardergroden in der Aula der Agnes Miegel Schule, in der die Niederdeutschen auch sonst regelmäßig mit ihren Produktionen gastieren.
Zehn Szenen hatte Bühnenleiter Arnold Preuß ausgesucht. Jürgen Tapken versuchte sich erstmals als Regisseur. Man spürte, man sah, daß Tapken Valentin verehrt und versteht. Nicht Nachahmung des Linksdenkers Valentin und seiner ebenso lieben, wie gescheiten und witzigen Partnerin Liesl Karlstadt war sein Anliegen, sondern aus dem Material wurden ganz eigenständige, typisch niederdeutsche Kabinettstückchen mit tiefsinnigem Humor. Fein ausklamüsert und keinesfalls derb anbiedernd und schenkelklopfend. In der Apotheke versuchte Claus Miehlke mit zunehmender Verzweiflung als Doktor einem Kunden Michael Hillers eine Medizin für sein schreiendes Baby zu verkaufen. Im Schirmladen brachte Rolf Lauxtermann als Kunde Annchen Warrings Konken, die Ladnerin, zur Verzweiflung, weil er sich nicht entscheiden konnte, ob er denn nun seinen Fetzen von Regenschirm vom Regenschirmreparaturmeister repariert haben wollte.
Auf dem Bahnhof verpaßte Herta Tapken den Zug nach Italien und fand dafür ihren einst nach Südamerika entwichenen Mann wieder. "Wo ist meine Brille?" fragte Horst Kartens verzweifelt seine Teure, der er zuvor einen Brief an einen verfeindeten Freund diktierte. Im Hutladen wurde Kunde Heinz Zomerland von der Putzmacherin Frieda Harms darauf gebracht, daß es Mode ist, ohne Hut zu gehen. Vor Gericht brachte Rolf Lauxtermann die Richterin dazu, eine Verbalinjurie auszustoßen. Der Theaterbesuch von Horst Karstens und Barry Brinkhof ein Kabinettstückchen des Scheiterns. Daß Ohrfeigen teuer zu stehen kommen wann sie nicht den Richtigen treffen, führten Claus Miehlke und Rolf Lauxtermann vor.
Über das "n" in den berühmten Semmel(n)knödeln gerieten sich Heinz Zomerland und Annchen Warrings Konken in die Haare, und über die zu heiße Suppe und den verschmorten Hasenbraten Frieda Harms und Horst Karstens. Musikalisch umrahmt und verbunden mit Walzern und Polkas auf dem Schifferklavier wurden die Szenen von Konny Efferts und Gaby Fritz.Viel Beifall für einen kurzweiligen Abend, der in seinen besten Momenten Valentins Wortklauberei und seinen grüblerischen Humor durchblitzen ließ. Hübsch auch der Einfall, die Szenen mittels weniger Möbel und mit farbigen Rollbildern zu illustrieren.