Nette Pasteten (1. WA)

1. Wiederaufführung (2.), davor 1980/81 gespielt

NETTE PASTETEN

(Frikadellen)
Schwank in drei Akten von Erich Hagemeister
Neufassung von Günther Siegmund

Inszenierung: Jürgen Tapken
Bühnenbild: Jürgen Tapken

Bühnenbildbau: Alfred Christoffers, Julius Schumann
Bühnentechnik: Günter Neverla, Horst Vollbrecht
Bühnenmaler: Herbert Ulbricht
Requisiten: Monika Eilers
Inspizient: Klaus Panka
Beleuchtung: Peter Pfaus, Uwe Freiberg
Souffleuer: Günter Boye

Rollen und Darsteller
Karl Burmann, pensionierter Beamter - Horst Jönck
Anna, seine Frau - Herta Tapken
Lotte, beider Tochter - Christel Dörnath
Ida Schöppmeier, Karl´s Schwester - Hanna Christoffers
Johannes Melk, Sohn eines Fischgroßhändlers - Ingo Folkers
Ernst Schultendörp, Student der Theologie - Thorsten Könnecke
Aurora, Hausgehilfin bei Burmann - Margita Pust
Dr. Behrbohm, Tierarzt - Claus Miehlke
Wachtmeister Schult - Friedrich Müller

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 20.November 1998

Nette Pasteten und ungenießbare Verwandte

Neuer Schwank der Niederdeutschen Bühne ein heiterer Lichtblick in dunkler Jahreszeit

Von Doris Wilkens

Mit dem Schwank in drei Akten „Nette Pasteten" von Erich Hagemeister sorgte die Niederdeutsche Bühne wieder einmal für beste Stimmung. Unter der Leitung von Jürgen Tapken als Regisseur gelang ein flotter Spielablauf. Der geizige Karl Burmann (Horst Jönck) feiert an einem heißen Sommertag seinen Geburtstag. Statt der erwarteten Pasteten bringt der Gastgeber eine große Menge nicht mehr ganz frischer Frikadellen auf den Tisch. Seine Frau (Hertha Tapken) hatte sich mit ihren Bedenken wieder einmal nicht durchsetzen kön­nen. In der Tageszeitung steht ein aktueller Bericht über eine Fleischvergiftung mit To­desfolge für Mensch und Tier. Daraufhin muß der Hofhund Phylax eine Frikadelle fut­tern; doch er überlebt den Test. Um den Geizhals zu schädigen, greifen die Geburtstagsgäste, u. a. Burmanns Schwester und Erbtante Ida (Hanna Christoffers), reichlich zu. Es kommt zu einem Streit, als deutlich wird, daß Burmann seine Tochter Lotte (Christel Dörnath) gegen ihren Willen mit dem wohlhabenden Heringskaufmann Johannes Melk (Ingo Folkers) verloben will. Lotte aber hat ihr Herz an den armen Theologie-Studenten Ernst (Thorsten Kön­necke) verloren.

Die Völlerei bleibt nicht ohne Folgen, mehrere Teilnehmer der Geburtstagsrunde überkommt ein großes Unwohlsein. Besonders betroffen ist die Erbtante Ida; und bei ihrem Ableben ginge es schließlich um einen großen zu vererbenden Bauernhof. Dramatisch wird es, als der Hofhund tot aufgefunden wird. Da der Hausarzt nicht erreichbar ist, wird der Tierarzt Dr. Behrbohm (Claus Miehlke) gerufen. In der Stunde des vermeintlichen Endes aller, die von den fraglichen Frikadellen gegessen hatten, will jeder möglichst elegant seine kleinen und großen Sünden beichten und reinen Gewissens von dieser Welt gehen. Aus der zerstrittenen Verwandtschaft wird schnell eine heile Familie.

Wachtmeister Schult (Friedrich Müller) kommt ins Haus, die Eheleute Burmann vermuten eine Anzeige für die von ihnen verursachte Vergiftung. Die kreuz und quer verwobenen Mißverständnisse gehen weiter. Das ist noch ein abgegebener Brief an Burmann, welcher in der Hitze des Gefechtes achtlos beiseite gelegt wird. Es entsteht eine neue Verstrickung. Die zunächst zickige Tante Ida hält die Fäden in der Hand, nimmt sich die guten Bibelworte des Theologie-Studenten zu Herzen und bringt durch ihre kluge Entscheidung das Glück in die ganze Familie zurück. Der egoistische Herr Melk bleibt dabei auf der Strecke.

Mit anhaltendem Beifall würdigte das Publikum die Leistungen der Akteure. Die verschiedenen Rollen sind gut besetzt. Da sind zu nennen Horst Jönck, routiniert und überzeugend als stets nörgelnder Gastgeber Burmann, seine ihm treu ergebene Ehefrau Anna (Hertha Tapken) in ihrer ruhigen und ausgeglichenen Spielweise. Schwung auf die Bühne bringt Hanna Christoffers als Ida, die sich in ihrer resoluten Art stets Gehör verschafft. Auch das junge Paar Lotte (Christel Dörnath) und Ernst (Thorsten Könnecke) wirkt sympathisch. Ingo Folkers in seiner ersten großen Rolle verkörpert den Fiesling Johannes Melk überzeugend. Der Hausangestellten Aurora (Margitta Pust) kann man gratulieren zu ihrem gelungenen Debüt. Dem Claus Miehlke als weinseliger Viehdoktor Behrbohm sitzt der Schalk im Nacken, und er hat dadurch die Lacher auf seiner Seite. Wachtmeister Schult, gespielt von Friedrich Müller, verleiht dem Geschehen eine amtliche Note.

Eine sehenswerte Aufführung: gerade das Richtige zum Lachen und Aufmuntern in dieser tristen Jahreszeit. Die Mitwirkenden würden sich sicherlich freuen, vor einem vollen Haus auf der Bühne zu stehen, sie haben es verdient! Gelegenheit hierzu ist gegeben am kommenden Wochenende, am Sonnabend, 21. November, um 20 Uhr, Sonn­tag, am 22. November, um 15.30 Uhr und 20 Uhr, sowie am 28. November, 5. und 13. Dezember jeweils um 20 Uhr. |