1932 - 2007
Theater am Meer - Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven


Sie halten das neue Jubiläums-Spielzeitheft in den Händen: v.l. Marc Gelhart, Marion Zomerland und Arnold Preuß

Was für ein Jubiläum. Wir blicken auf 75 Jahre Theater am Meer - Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven! Das bedeutet ein Dreivierteljahrhundert begeisterte Arbeit für die Erhaltung und Pflege der niederdeutschen Sprache durch Frauen und Männer die sich leidenschaftlich und ehrenamtlich für das Theaterspiel ‚op platt' engagieren. Die unzählige Tage und Wochen damit verbringen, Text zu lernen, Rollen zu studieren, Kulissen zu entwerfen und zu bauen, Requisiten vorzubereiten, Masken und Bärte zu präparieren und Kostüme zusammenzustellen, um dann zwei Stunden lang die Besucher in die Welt des Theaters zu entführen und dort eine Geschichte aus dem Leben vorzuführen, die Emotionen, Gefühle, Stimmungen weckt, die den Zuschauer erheitert, erfreut, beglückt und zum Nachdenken anregt.

Diese spannende Wechselwirkung zwischen Publikum und Bühne besteht in Wilhelmshaven nun schon 75 Jahre und somit ist das Theater am Meer – Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven unzweifelhaft eine tragende Säule des Kulturlebens dieser Stadt. Ein Jubiläum ist auch immer Anlass, einen Blick zurück in die Gründungszeit zu werfen, um sich zu fragen, wie war das denn damals eigentlich, als alles anfing und wer waren die Menschen (Leitung, Regie, Schauspiel, Bühnenbild) die der Bühne das Leben gaben, was wollten sie, was taten sie.

Die Gründerjahre
Drei Jahre nach dem Schrecken des 1. Weltkrieges wurde Deutschland von dem Entsetzen der Geldentwertung heimgesucht. Einst wohlhabende Bürger waren wie in einem Lawinensturz zu bettelarmen Menschen geworden; ihr Geld war nichts mehr wert, sie fielen der öffentlichen Wohlfahrt anheim. Dieser heute schon vergessenen Schreckenszeit erwuchsen der niederdeutschen Kulturarbeit Menschen, deren Einsatz nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Die Inflation wurde zwar überwunden, es gab wieder wertbeständiges Geld. Die Not aber blieb, insbesondere die Arbeitslosigkeit. Dass davon die Bevölkerung an der Jade ganz empfindlich betroffen wurde, lag in der Natur der wirtschaftlichen Grundlage der beiden Städte Wilhelmshaven und Rüstringen. Einziger großer Arbeitgeber war die Marinewerft. Aber ehe dort ein Kriegsschiff auf Stapel gelegt wurde, gab es monatelange politische Kämpfe und heiße Debatten im Reichstag. Die jungen Facharbeiter aber standen, ausgestoßen vom Produktionsprozess tatenlos vor den Stempelstellen des Arbeitsamtes Schlange.

Hinzu kam ein politischer Tageskampf, den sich Menschen, die ihn nicht selbst miterlebt haben, überhaupt nicht mehr vorstellen können. Versammlungen der politischen Parteien mussten geschützt werden durch militante Gruppen dieser Organisation. Der Ausgang solcher Versammlungen war nicht selten eine schwere Schlägerei unter politischen Gegnern. Der Begriff „Saalschlacht“ gehörte zum ständigen Vokabular der damaligen Journalisten. Auf dem Höhepunkt jener unruhigen Zeit, als in Deutschland sieben Millionen Arbeitslose stempeln gingen, als unser Volk an einem latenten Bürgerkrieg zu taumeln schien, gerade in dieser Zeit nun entstand das heute 75 Jahre alte Theater am Meer als niederdeutsche Bühne „Rüstringen“.

In einem Zeitungsbericht jener Jahre hieß es in einem Versammlungsbericht des Seebade-, Heimat- und Verkehrsvereins Rüstringen wie folgt: „Der Verein wurde in drei Abteilungen gegliedert: Den Seebadeverein, den Verkehrsverein und den Heimatverein (heute „Die Boje“). Dem Heimatverein wird die am 28. September 1932 neugegründete Rüstringer plattdeutsche Bühne angegliedert, die unter der Leitung von Rektor Heinrich Frese steht.“

Heinrich Frese

Gründer und erster Bühnenleiter der Bühne von 1932 bis 1945

WIHELMSHAVENER ZEITUNG vom 19.02.1974

Heinrich Frese Gründer der Bühne „Rüstringen"

Im Alter von 88 Jahren ist der Gründer und Ehrenvorsitzende der Niederdeutschen Bühne „Rüstringen", der beliebte Leiter des "Treffpunkts für ältere Bürger", Rektor a. D. Heinrich Frese, gestorben. Die Beerdigung fand in Ganderkesee statt.

Am 26. Dezember 1885 wurde Heinrich Frese in Sudbruch bei Solingen geboren. Er besuchte das Lehrerseminar in Oldenburg i. 0. und kam dann im Jahre 1925 an die Jade. Hier lehrte er zunächst als Konrektor und darauf als Rektor. Schon in jüngeren Jahren hatte er als begeisterter Freund der niederdeutschen Sprache auf dem Lande plattdeutsche Theaterstücke mit Laien eingeübt. Als er in den zwanziger Jahren in Rüstringen unterrichtete, trat der Rüstringer Heimatverein an ihn mit der Bitte heran, hier eine niederdeutsche Laienbühne ins Leben zu rufen.

Die erste Inszenierung kam kurz nach dem Ende der damaligen Inflation heraus. Es folgten viele Aufführungen, unter anderem auf dem Rosenhügel im Rüstringer Stadtpark. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg, als Willy Beutz Bühnenleiter geworden war, blieb Heinrich Frese mit der „Rüstringer" verbunden; er sah sich jede Premiere an. Eine große Zahl von Frauen und Männern, die den "Treffpunkt für ältere Bürger" in der Volkshochschule besuchten, erinnern sich gern an den nun Verstorbenen, der viele Jahre den Treffpunkt geleitet und stets für abwechslungsreiche Stunden mit Darbietungen in Hochdeutsch und Plattdeutsch gesorgt hat. So wird nicht nur eine Erinnerung an einen tüchtigen und erfolgreichen Schulmann bleiben, sondern auch das Gedenken an einen Freund der älteren Generation und nicht zuletzt des Niederdeutschen. lh

Anfangs hatte es nicht den Anschein, als sollte diese nur kleine und bescheidene plattdeutsche Bühne überhaupt die nächsten Monate und Jahre überleben. Was heute zu den elementarsten Selbstverständlichkeiten gehört, wenn eine plattdeutsche Theateraufführung Aussicht auf Erfolg beim Publikum haben will, Kostüme, Requisiten, eine ansprechende Bühne, ein stilechtes Bühnenbild, alles das fehlte Heinrich Frese und seinen zwar von großem Idealismus beseelten, aber doch fachlich und sprachlich kaum ausgebildeten Mitstreitern. Sie beherrschten zwar alle ihre plattdeutsche Muttersprache und brachten überwiegend auch eine natürliche Begabung und die unentbehrliche Freude am Theaterspiel mit, aber das war auch alles.

Aber, als Heinrich Frese erst einmal angefangen war, blieb ihm der Erfolg treu. Sein Geschick, das plattdeutsche Theaterspiel aus der Ebene der Vereinsbühne heraus auf eine höhere Basis zu stellen, seine unendliche Geduld bei den Proben und seine kluge Menschenführung waren die Grundlagen dafür, dass die plattdeutsche Bühnenarbeit nicht in den Anfängen stecken blieb. Heinrich Frese hat ein schwaches Pflänzlein gesetzt, das Wurzeln schlug. Daraus ist inzwischen ein starker Baum geworden. So hat sich Rektor Heinrich Frese ein unvergessliches Ver dienst um die niederdeutsche Kulturarbeit an der Jade erworben. Mit Männern und Frauen, die freiwillig zu ihm kamen und die bereits auf Vereinsbühnen gestanden hatten, begann Heinrich Frese seine Arbeit.

Damals stieß auch ein Mann zur plattdeutschen Bühne, der ihr Jahre hindurch gleichsam das Profil geben sollte, der vor allen Dingen das mitbrachte, was sowohl Heinrich Frese, als auch den aus den Vereinsbühnen stammenden Darstellern fehlte, nämlich Bühnenerfahrung und die unentbehrliche Sicherheit auf den Brettern. Das war Hermann Beuß! Schon fast 75 Jahre alt, stellte er sich Heinrich Frese zur Verfügung. Was ihm angeboren war, was ihm sein Komödiantenblut mitgab, wurde in dieser für ihn so entscheidenden Zeit durch Spielerfahrung vertieft und erweitert. Hermann Beuß lernte Theaterspielen von Grund auf, vor allem Sprechtechnik. Als er also Heinrich Frese nach dem Start mit Paul Schurecks „Stratenmusik" fragte, ob er ihn im nächsten Stück gebrauchen konnte, griff der erfahrene Schulmeister und Bühnenleiter mit beiden Händen zu. Und er hat es nie zu bereuen brauchen. Denn von Hermann Beuß bekamen die Spieler stets neue Anregungen, Impulse, die für den Bestand und den späteren Aufstieg der plattdeutschen Bühne von entscheidender Bedeutung sein sollten.

Wie Hermann Beuß, so deckt der grüne Rasen auch schon lange eine Darstellerin, die noch heute in hellem Licht erscheint, wenn man den Werdegang der niederdeutschen Bühne „Rüstringen" verfolgt und aufzeichnet: Therese Peters . Auch sie, eine waschechte Friesin, brachte eine natürliche Begabung mit, Menschen darzustellen. Tausenden von Freunden der niederdeutschen Bühne hat Therese Peters Jahr um Jahr in jeder Spielzeit Freude bereitet, vor allem in handfesten Komödien. Daneben konnte sich Heinrich Frese auf einen anderen Spieler stützen, der vor 75 Jahren einen unbestritten festen Platz im Ensemble hatte: Waldemar Schröder.

Waldemar Schröder

Gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Bühne und war ihr Leiter von 1945 bis 1947. Als Spieler war er bis ins hohe Alter noch aktiv und ein beliebtes Ensemblemitglied

Als sich die Bühne längst Niederdeutsche Bühne „Rüstringen" nannte und in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg mit ihren Aufführungen in den von Bomben zerstörten „Zentralhallen" einem glanzvollen Höhepunkt entgegenstrebte, wurde Waldemar Schröder eine tragende Rolle in Heinrich Diers' großartigem „Muusfallnspill", jenem herrlichen Stück um Klaus Störtebeker, anvertraut. Er meisterte sie in geradezu glänzender Manier. Zu den ersten Getreuen muss man auch Willi Robe und Willi Völker (den ersten Schatzmeister der Bühne) nennen sowie das Ehepaar Hinrich und Hermine Lottmann . Mariechen Herlyn und Nelly Schwarting waren ebenfalls Spielerinnen, die in den ersten schweren Jahren zum Erfolg der Bühnenarbeit beitrugen. Mitte der dreißiger Jahre kam ein junger, theaterbegeisterter Mann, der die plattdeutsche Sprache von seinen Eltern erlernt hatte, weil sie grundsätzlich untereinander nur in ihrer niederdeutschen Muttersprache redeten, zur niederdeutschen Bühne. Damals wusste er nicht, dass er einmal das Erbe von Heinrich Frese übernehmen und in einer Weise mehren sollte, an die vorher kein Mensch denken konnte.

Es war Willy Beutz, der spätere langjährige Leiter der Niederdeutschen Bühne „Rüstringen" und Präsident des Niederdeutschen Bühnenbundes Niedersachsen und Bremen. Trotz seiner Jugend und der mangelnden Bühnenerfahrung spielte Willy Beutz bald seine Rollen frei und unbefangen, wie ein alter Hase. Er hat sich sehr bald einen festen Platz im Stamm der bewährten Darsteller erworben. Seine sonore Stimme blieb auch den Machern des plattdeutschen Hörspiels nicht verborgen, so dass er später für einige Hörspiele von Radio Bremen verpflichtet wurde.

Willy Beutz

leitete die Bühne von 1947 bis Herbst 1982 und war auch langjähriger Präsident des Niederdeutschen Bühnenbundes Niedersachsen - Bremen sowie Stifter des Willy-Beutz-Preises für das Niederdeutsche Schauspiel. Daneben war er als Darsteller in den Gründerjahren sehr aktiv, in den späteren Jahren wechselte er häufiger ans Regiepult.

Wilhelmshavner Zeitung vom 4. März 1986

50jähriges Bühnenjubiläum

Ehrung für Willy Beutz an seinem Geburtstag

Hat sich um die Niederdeutsche Bühne und die Sprache verdient gemacht: Willy Beutz

Heute feiert der ehemalige Leiter der Niederdeutschen Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven, Willy Beutz, nicht nur seinen 74. Geburtstag, sondern gleichzeitig sein 50jähriges Bühnenjubiläum. Die Mitglieder der Niederdeutschen Bühne ehren ihren heutigen Ehrenvorsitzenden aus diesem Anlaß mit einem besonderen Ehrenteller. Willy Beutz ist der damals noch Niederdeutschen Bühne Rüstringen genannten Bühne 1936 beigetreten und war maßgeblich an der Wiederbegründung der Bühne nach 1945 beteiligt. Er diente der Bühne 46 Jahre als aktiver Spieler, davon 35 Jahre als Spielleiter (Regisseur) und Bühnenleiter. Auch als langjähriger Präsident des Niederdeutschen Bühnenbundes Niedersachsen-Bremen hat Willy Beutz dem Niederdeutschen Theater wesentliche Impulse für den Erhalt der niederdeutschen Sprache gegeben.

Der von ihm gestiftete „WillyBeutz-Schauspielpreis", der alle zwei Jahre mit einem wesentlichen Geldpreis vergeben wird, sorgt dafür, daß die Niederdeutschen Bühnen beispielhafte, anspruchsvolle Inszenierungen dem Publikum präsentieren können. Höhepunkt seines Wirkens war sicherlich die Übernahme der Jubiläumsaufführung „Jeppe in't Paradies" zum 50jährigen Jubiläum der Niederdeutschen Bühne in das dritte Fernsehprogramm. Willy Beutz spielte seine erste Rolle vor 50 Jahren in dem Stück „De Etappenhaas" von Karl Bunje.

Freilichtaufführungen im Stadtpark
Bis zum Beginn des 2. Weltkrieges konnte man einen stetigen und erfolgreichen Aufstieg der Niederdeutschen Bühne „Rüstringen" verfolgen. Unvergessen sind die herrlichen Freilichtaufführungen auf dem Rosenhügel im Stadtpark. Vor dieser blühenden, natürlichen Kulisse wurden bereits 1933 „Wenn de Hahn kreiht", 1934 „De Deerns ut'n Dörpkrog", 1935 die „Swienskomödie" und 1937 „Besök ut de Stadt" vor zahlreichen begeisterten Zuschauern aufgeführt. Von der Gründung der Bühne an bis kurz vor Ausbruch des Krieges im September 1939, also in sieben Jahren, wurden 28 Stücke inszeniert und aufgeführt. In dieser Zeit spielte die Bühne 164mal in verschiedenen Sälen, sogar im „Neuen Schauspielhaus" und auf dem Rosenhügel. Hatten sich anfangs meist Zufallsbesucher entschlossen, eine plattdeutsche Theateraufführung zu besuchen, so änderte sich das im Laufe der Jahre, als sich die niederdeutsche Bühne zu einem nicht mehr zu übersehenden Kulturfaktor entwickelt hatte. Das Abonnement wurde eingeführt und von einem großen Stamm treuer Besucher genutzt, so dass es der Bühnenleitung möglich war, auf längere Sicht zu planen und Anschaffungen zu machen.

Bis zum Ausbruch des Krieges vermittelte die Niederdeutsche Bühne „Rüstringen" ihren Besuchern den ganzen breit angelegten Fächer der plattdeutschen Bühnendichtung seit den Zeiten eines Fritz Stavenhagen und eines Hermann Boßdorf. Dass auch Paul Schurek mit seinen Erfolgsstücken zu Worte kam, genau so wie August Hinrichs mit seinen Komödien, und Karl Bunje, um nur einige Autoren zu erwähnen, ist eine Selbstverständlichkeit. Sein „Etappenhas" beispielsweise wurde nach der glanzvollen Erstaufführung mit Johannes Nottelmann im vollbesetzten Saal der „Zentralhallen" 21mal aufgeführt. Das war damals für Wilhelmshaven ein absoluter Rekord. In diesem Stück gab auch Heino Aden , lange Jahre einer der dienstältesten und bewährtesten Spieler und später auch Regisseur, sein Debüt. Viele Jahre stellte er sich auch als stellvertretender Bühnenleiter in den Dienst der administrativen Bühnenarbeit. Die verheißungsvolle Entwicklung der Bühne wurde durch den Ausbruch des Krieges unterbrochen, als viele Spieler eingezogen wurden. Dennoch es wurde weitergespielt, wenn auch unter erheblichen Schwierigkeiten. Je länger jedoch der Krieg dauerte, desto schwieriger wurde es, die Rollen zu besetzen, bis es schließlich völlig aus war.

Die Nachkriegszeit
Der Krieg konnte die niederdeutsche Kulturarbeit zwar unterbrechen, vernichtet hat er sie nicht. Denn schon Ende 1945 scharte sich ein Stamm alter und unverdrossener Spieler um Heinrich Frese und Willy Beutz, der dann - nachdem zunächst Waldemar Schröder für zwei Jahre an der Spitze stand - die Bühnenleitung übernahm. Die Bilanz sah schlecht aus. Die großen Säle, das Schauspielhaus, sie waren total zerstört. Dennoch wurde in jener Zeit der Zigarettenwährung, des Schwarzmarktes, der nur auf Lebensmittelkarten zu beziehenden mehr als schmalen Rationen und der Kalorienrechnung wieder geprobt, mochte der Magen auch noch so knurren. Ein einziges Haus, das trotz schwerer Bombentreffer noch über einen Saal verfügte, bot sich als neuer Musentempel an, das „Werftspeisehaus" an der Ecke Gökerstraße und Marktstraße, gegenüber dem Werfttor 1.

Die Bühne, die in Fritz Norden einen Berufsschauspieler und erfahrenen Regisseur fand, der plattdeutsch als seine Muttersprache beherrschte, begann mit Jepp Andersens „Kunzert in Dippelshagen" und hatte mit diesem Stück sofort einen glänzenden Erfolg. Später, als eine alte Wehrmachtsbaracke zu einem Nottheater für die hochdeutsche Berufsbühne umgestaltet worden war, wurde die „Kulturscheune" an der Kantstraße, wie sie genannt wurde, zur neuen Spielstätte der Niederdeutschen Bühne „Rüstringen". Als Fritz Norden „Up Düvels Schuvkar" inszeniert hatte, brachte dieses Erfolgsstück 58 Aufführungen. Wieder war der Durchbruch aus dem Nichts heraus gelungen. Keiner der alten Getreuen hatte sich versagt, als Willy Beutz rief. Neben Heinrich Frese waren es Ellen Beutz, Waldemar Schröder, Erich Stamereilers, Johannes Nottelmann, Willi Robe, Heino Aden, Marie Engelke, Olly und Erika Kramer, um nur einige Namen zu nennen, die unermüdlich tätig waren.

Vergessen sind heute die Entbehrungen, die diese Getreuen damals auf sich nahmen, freiwillig und ohne Murren, um ihren Mitbürgern durch ihr Spiel Freude zu bereiten. Dieser unverdrossene Einsatz wurde denn auch vom Publikum honoriert, die Freunde des niederdeutschen Theaters blieben ihrer Heimatbühne treu. Jahr für Jahr abonnierten sie wieder ihren Stammplatz, vor allem, als nach der Währungsreform das ehemalige Intendanturgebäude zum Stadttheater umgebaut worden war und die Niederdeutsche Bühne „Rüstringen" dort 1953 heimisch wurde.

Und wieder hatte die Niederdeutsche Bühne Glück, dass sie von professioneller Hand gewinnen konnte. Am Regiepult stand jetzt vorwiegend Willi Minauf! Ein Mann, der sehr viel für die niederdeutsche Bühne geleistet hat: Dieser unvergessene Vollblutschauspieler kehrte nach einer glanzvollen Laufbahn an großen Bühnen nach Wilhelmshaven zurück und war Mitglied des Wilhelmshavener Stadttheaters. Willi Minauf war einer der begabtesten Regisseure, die die Niederdeutsche Bühne „Rüstringen" je gehabt hat. Sein Nachfolger wurde ein anderer Berufsschauspieler, der zwar die plattdeutsche Sprache nicht beherrschte, seinen Spielern aber in jedem Falle in einem Stück den Platz zuwies, auf dem er Gelegenheit hatte, seine Fähigkeiten als Darsteller voll und ganz zu beweisen. Rudolf Sang war es, der nach Willy Minauf viele Jahre hindurch der niederdeutschen Theaterarbeit seinen ihm eigenen Stempel aufdrückte. Mit starker Hand formte er ein spielfreudiges, begabtes und ausdrucksstarkes Schauspielensemble und gab vielen das notwendige handwerkliche Rüstzeug, so dass dem Ensemble vom Publikum und von der Kritik oft genug eine professionelle Qualität bescheinigt wurde.

Steigende Besucherzahlen und herausragende Inszenierungen mit wunderbaren Darstellerinnen und Darstellern waren die Auswirkung dieser konsequenten Konzeption mit den Berufsregisseuren. Stücke, wie zum Beispiel „Lilofee" mit Gerda Jörß in der Titelrolle wurden zu Meilensteinen in der niederdeutschen Theatergeschichte Wilhelmshavens. Zu den bewährten älteren Bühnenmitgliedern waren nach dem Kriege neue, begabte Kräfte gekommen, unter ihnen der Mecklenburger Hans Macker (der lange Jahre die Kassengeschäfte der Bühne führte), Karl-Heinz Herpel (der Anfang der 70er Jahre Heino Aden als stellvertretenden Bühnenleiter ersetzte), Günter Boye, Enno Buß, Annemarie Beermann, Erika Kaebe, Agda Tauscher, Heinrich und Friedrich Müller, Kurt Röthel, Wilhelm Pick, Hanna Christoffers, Hildegard Steffens, Helga Hinrichs und Klaus Aden.

Dass auch hinter den Kulissen, unbemerkt von den Zuschauern schon lange vor einer Aufführung ernsthaft und intensiv gearbeitet wird, ist die Voraussetzung für den Erfolg. So ist ein Stab von technischen Mitarbeitern notwendig. Sichtbaren Ausdruck dieses Mitarbeiterstabes bietet immer wieder das Bühnenbild, für dessen stilechten Rahmen war für viele Jahre Hannes Kaebe mit seinen langjährigen Mitstreitern Alfred Christoffers, Herbert Ihnen, Karl-Heinz Goldenstein und Jochen Kaebe ohne Tadel verantwortlich. Aber auch hinter diesem stimmigen Bühnenbild waren fleißige Männer und Frauen am Werk, ohne die eine stimmige Aufführung nicht gelingen kann. Das war zum Beispiel ‚Tante' Klara Ihnen, die jahrzehntelang eine resolute Requisiteurin der Bühne war. Das war aber auch Maria Siebels (Boye) , die als Inspizientin für den reibungslosen Ablauf der Vorstellungen zuständig war oder Helmut Teichmann, der geschickt Masken und Perücken der jeweiligen Rolle typengerecht anfertigte.

Wie sehr die Wilhelmshavener Kulturarbeit anerkannt wurde, geht aus der Tatsache hervor, dass man Willy Beutz im Juni 1961 zum Präsidenten des Niederdeut schen Bühnenbundes Niedersachsen und Bremen wählte. Seiner Initiative sind zahlreiche Qualifizierungskurse für Regisseure, Schauspieler, Masken- und Bühnenbildner zu verdanken; er richtete, zum ersten Male in der Geschichte des niederdeutschen Theaters überhaupt, Gemeinschaftsinszenierungen mehrerer niederdeutscher Bühnen ein.

Die Medienkonkurrenz
Steigende Beliebtheit und wachsende Besucherzahlen waren maßgebend für die Zeit bis Anfang der 60er Jahre. Dann kam mit dem unaufhaltsamen Aufstieg der Fernsehgeräte in den Wohnstuben eine nicht zu übersehende Konkurrenz für die Niederdeutsche Bühne: Das Ohnsorg-Theater mit den Straßenfegern „Tratsch im Treppenhaus“, „Meister Anecker“, „Opa ward verköfft“ usw. Die Verbreitung des niederdeutschen Bühnenrepertoires in hochdeutscher Sprache sorgte für stark rückläufige Besucherzahlen und brachte die Niederdeutsche Bühne in arge Bedrängnis. Die Tatsache, dass immer weniger Menschen die plattdeutsche Sprache aktiv benutzten tat ein übriges, auch das gesellschaftliche Naserümpfen und der Irrglaube, dass das Plattdeutsche nachteilig in der Schule sei, blieb nicht ohne Folgen.

Wie eine Wellenbewegung kam es aber dann zu einer Renaissance der niederdeutschen Sprache. Viele Institutionen, Bühnen, Verbände und Wissenschaftler setzten sich für den Erhalt der niederdeutschen Sprache ein. Die Kampagne „Ik snack platt – du ok!“ war ein erstes sichtbares Zeichen. Die Bemühungen um die Anerkennung als Minderheitensprache und die Aufnahme in die Charta war der Beginn des bewussten Umgangs zur Rettung der niederdeutschen Sprache, dem sich auch die Niederdeutsche Bühne nicht verschloss.

Die Zeiten des Wandels
Im Herbst 1972 feierte die Bühne ihr 40jähriges Bestehen mit einer viel beachteten Inszenierung von „Kruut gegen den Doot“. Diese war ein Höhepunkt und ein Wendepunkt zugleich, denn mit Willi Minauf und Rudolf Sang hatten tragende Regiesäulen die Bühne des Lebens verlassen. Das Ensemble, zu dem inzwischen neue, ausdrucksstarke Protagonisten wie Horst Jönck (der auch bald in die Vorstandsarbeit als Beisitzer, später langjähriger Schatzmeister und heute noch Beisitzer einstieg) Wilfried und Luise Pampuch, Rosi Ansari (später Kümmel), Brigitte Halbekath, Rika Jung, Roswitha Bertz (Wunderlich) und Wilma Welte hinzugekommen waren, musste sich an wechselnde Regisseure aus den eigenen Reihen wie Heino Aden, Karl-Heinz Herpel und Willy Beutz sowie an Gastprofiregisseure wie Gerhart Erfurt, Kurt Büscher, Kurt Frost und Rudolf Plent gewöhnen. Letztlich hat sich aber die Vielfalt der Regisseure, wegen des sich immer wieder neu ergebenden Spannungsverhältnisses zwischen Darsteller und Regie positiv ausgewirkt.

Anfang der 70er Jahre stieß Arnold Preuß zur Niederdeutschen Bühne, der viele Jahre die Rolle des jugendlichen Liebhabers spielte. Sehr bald übernahm er auch erste Regiearbeiten. Willy Beutz erkannte die Managementfähigkeiten dieses jungen Mitgliedes und brachte ihn deshalb früh in die Vorstandsverantwortung. Ende der 70er kam mit Jürgen Tapken ein weiterer junger Mann zur Bühne, dessen Mutter Herta ebenfalls inzwischen zur Bühne gehörte, der sich schnell in die Herzen der Zuschauer spielte und in späteren Jahren auch einige Regiearbeiten übernahm. Mit Helga Lauermann, die die Theaterschule im Ernst-Waldau-Theater besucht hatte, kam eine weitere neue Darstellerin ins Ensemble, die in vielen verschiedenen Rollen ihr Talent bewies. Heute ist sie neben ihrer Schauspieltätigkeit auch als Kostümberaterin unendlich wichtig für die Bühne geworden.

Bevor Willy Beutz im Herbst 1985 nach fast 38 Jahren seine Aufgabe als Leiter des seit Mitte der 70er Jahre als „Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven“ firmierenden Ensembles sowie nach 25 Jahren das Amt des Präsidenten des Niederdeutschen Bühnenbundes Niedersachsen und Bremen aufgab, hinterließ er der niederdeutschen Theaterlandschaft einen lange vermissten Schauspielpreis. 1977 stiftete er den ‚Willy-Beutz-Preis zur Förderung des Niederdeutschen Schauspiels'. Danach werden alle zwei Jahre von einer ausgewählten Jury die zur Wertung angemeldeten Schauspiele und Dramen der zum Niederdeutschen Bühnenbund Niedersachsen und Bremen gehörenden Bühnen begutachtet. Prämiert mit einem Wanderpokal und einem Geldbetrag werden der 1. und 2. Preis. Krönender Abschluss seiner Bühnenaktivitäten war sicherlich die Aufzeichnung der Komödie „Jeppe in´t Paradies“ durch das NDR Fernsehprogramm, die die Bühne zum 60jährigen Jubiläum spielte. Diese Spielzeit wurde wegen des Umbaus des Stadttheaters komplett in der Aula der Käthe-Kollwitz-Schule (heute KKG) durchgeführt.

Mit der Rückkehr ins Stadttheater änderte sich nicht nur der Vereinsname in „Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven“, es fand sowohl auf der Bühne als auch in der Leitung ein großer Wechsel statt, den neben Willy Beutz als Bühnenleiter traten über kurz oder lang auch tragende Säulen des Schauspielensembles von der Bühne des Lebens ab: Hans Macker, Enno Buss und Heino Aden. Sie hatten über Jahrzehnte – jeder auf seine eigene unnachahmliche Weise – das Publikum erfreut und begeistert.

Karl-Heinz Herpel

war Bühnenleiter von Herbst 1982 bis Mai 1985. Davor war er lange Jahre stellvertretender Vorsitzender der Bühne. Als Spieler gehörte er jahrelang zu den bliebtesten Darstellern der Bühne, hauptsächlich als jungendlicher Liebhaber. In den späteren Jahren verdiente er sich Lob und Anerkennung als Charakterdarsteller und als Regisseur sowie als musikalischer Leiter. Ab 1985 widmete er sich ganz dem von ihm gegründeten "Chor der Melkerinnen".

Karl-Heinz Herpel , der jahrelang der jugendliche Liebhaber der Bühne war, bevor er in Charakterrollen und später auch in der Regiearbeit zu überzeugen wusste, übernahm als langjähriger “Kronprinz“ für 2 Jahre die Leitung der Bühne. Während seiner Bühnenzugehörigkeit war er auch für die musikalischen Bühnenstücke zuständig und so gründete er den bundesweit bekannt gewordenen „Chor der Melkerinnen“, zu dem auch seine Frau Berta Herpel gehörte, die viele Jahre lang eine zuverlässige Inspizientin hinter den Kulissen war. Nach ihrem Ausstieg aus der Bühne, fanden sie im Chor ein beide ausfüllendes Betätigungsfeld.

Mitte der 80er Jahre fing die Niederdeutsche Bühne an, sich intensiv um den Nachwuchs zu kümmern. Es wurde ein Nachwuchsstudio gegründet, das von Günter Boye geleitet wurde . Er, selbst einer der ausdruckstärksten und beliebtesten Darsteller der Bühne, dessen Ausgestaltung der Rolle des ‚Snieder Nörig' einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der Niederdeutschen Bühne darstellte, lehrte in dem Studio Damen und Herren jedweden Alters die ersten Theaterschritte. Über diese Nachwuchsschule sind Mitglieder wie Karin Heyel, Berta Brinkhoff, Ralf-Rüdiger Bayer, Günter Jaedeke, Horst Karstens, Heidi Rausch und Marion Zomerland auf die Bretter des Stadttheaters gekommen.

Arnold Preuß

ist seit über 30 Jahren bei der Bühne aktiv, als Schauspieler, Regisseur und Übersetzer. Als Bühnenleiter von Mai 1985 bis Mai 1995 prägte er den besonderen Ruf der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven durch seine Klassikerübersetzungen.

Neue künstlerische Gewichtung
Mit Arnold Preuß übernahm 1985 ein profilierter Darsteller und erfolgreicher Regisseur die Leitung der Bühne, der stets den Schwerpunkt seiner Leitungsfunktion auf dem künstlerischen Gebiet sah und der davon überzeugt war, dass das Niederdeutsche Theater dazu verpflichtet sei, neue Wege zu gehen, wenn es denn eine Zukunft haben soll. Er holte verstärkt die hochdeutschen Klassiker, zum Teil in eigener Übersetzung und in niederdeutscher Erstaufführung auf die Wilhelmshavener Stadttheaterbühne. Stücke wie zum Beispiel Fitzgerald Kusz´ „Swieg still, Jung!“, Franz Molnars „Liliom“, Goldonies „Diener zweier Herren“, Nikolai Gogols „Der Revisor“ fanden so Eingang in die Spielpläne der niederdeutschen Bühnen. Er verpflichtete auch wieder zunehmend Berufsregisseure für die Niederdeutsche Bühne wie den Schauspieler Albrecht C. Dennhardt oder den Intendanten und Regisseur Georg Immelmann, um durch das Können und Wissen der Profis die Qualität des Theaterspiels der Niederdeutschen Bühne weiter zu verbessern.

Ein besonderer Höhepunkt seiner Leitungsära war - neben dem Stück „Belinda“ mit der großartigen Marion Zomerland in der Titelrolle – war die Ausrichtung des Großen Gemeinsamen Bühnentages der beiden Niederdeutschen Bühnenbünde Schleswig-Holstein und Niedersachsen und Bremen (Mecklenburg-Vorpommern kam erst nach der Wende im Herbst 1989 dazu), der im Mai 1989 im Wilhelmshavener Stadttheater begangen wurde. Dem Wilhelmshavener Ensemble wurde mit Bertolt Brechts „De Herr Puntila un sien Knecht Matti“ von den Medien bescheinigt, dass es ‚mit dieser Aufführung in der Regie von Georg Immelmann und Klaus Aden als Puntila und Arnold Preuß als Matti Maßstäbe für die Zukunft des Niederdeutschen Theaters gesetzt habe.' Dieser große Bühnentag mit über 280 Teilnehmern war aber auch in logistischer Hinsicht eine Meisterleistung, bei der Willy Meinert , als relativ frisches Mitglied der Bühne, seine organisatorischen Fähigkeiten bestens unter Beweis stellen konnte.

Klaus Aden

ist in den langen Jahren seiner Bühnenzugehörigkeit neben der Schauspielertätigkeit auch in vielen Vorstandspositionen aktiv gewesen. Zurzeit verwaltet er als Schatzmeister die Kasse und führt die Verwaltungsgeschäfte; als Bühnenleiter war er in der Zeit von Juni 1995 bis Mai 1999 gewählt.

Da Arnold Preuß Geschäftsführer der professionellen Landesbühne Niedersachsen Nord wurde, wollte er nicht in Interessenkollision kommen und gab daher die Leitung der Bühne in die Hände seines bisherigen Stellvertreters Klaus Aden, der schauspielerisch längst in die großen Schuhe passte, die ihm sein Vater hinterließ. Da er von seiner beruflichen Ausbildung her mehr der Kaufmann war, wechselte Klaus Aden nach vier Jahren auf den Posten des Schatzmeisters und Geschäftsführers, den zuvor Horst Jönck, der inzwischen zu einem echten Publikumsliebling herangereift war, viele Jahre innehatte.

Rolf-Peter Lauxtermann

kam über die Position des stellvertretenden Bühnenleiters in den Vorstand und war von Mai 1999 bis Mai 2003 amtierender Leiter der Niederdeutschen Bühne.

Die Leitung der Bühne übernahm dann für vier Jahre Rolf-Peter Lauxtermann , der ein paar Jahre zuvor wie Dagmar Karstens (Grube), Thorsten Könnecke, Heinz Zomerland, Maike Rosenberg (Michalczyk) in das Ensemble gekommen war. Er setzte das um, was Arnold Preuß bei seinem Rücktritt der Bühne bereits empfohlen hatte, nämlich eine Schule für Theaterkinder einzurichten. Mit Elke Theesfeld begann die Schule, die dann mit Elke Münch als professionelle Schauspielerin weiter arbeitete, bevor Marion Zomerland, inzwischen zu einer vielseitigen Darstellerin herangereift, die Schule übernahm. Sie konnte in kürzester Zeit eine begeisterte Gruppe junger Theaterkinder im Alter von 8 bis 14 Jahren um sich scharen.

Marion Zomerland & Arnold Preuß

die aktuelle Bühnenleitung führt seit Mai 2003 als gleichberechtigtes Leitungs-Duo die Geschicke des Theater am Meer - Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven

Aufbruch in die Zukunft
Drastische Besucherrückgänge und eine finanziell problematische Situation, prägte die Ausgangslage, in der Marion Zomerland im Jahre 2003 die Leitung der Bühne gemeinsam mit Arnold Preuß (wieder) übernahm. Er war nicht mehr hauptberuflich an der Landesbühne tätig und somit war der Weg für diese Tandem-Lösung frei, die bis heute sehr erfolgreich agiert und mehrfach einstimmig von den Mitgliedern wieder in ihren Ämtern bestätigt wurde. Zukunftsweisend haben die beiden zunächst der Bühne ein neues Gesicht (Logo) und einen neuen Namen geben lassen: Die Niederdeutsche Bühne hieß ab sofort „Theater am Meer – Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven“. Ganz viel Wert legten sie auf ein verstärktes Marketing und eine breite Öffentlichkeitsarbeit. Diesen Part spielt meisterhaft der junge Marc Gelhart, der damit nicht nur auf der Bühne sondern auch als stellvertretender Bühnenleiter überzeugt. Mit Akribie wurde die Gastspieltätigkeit in Sande und Papenburg wieder aufgenommen. Inzwischen ist der Spielort der Agnes-Miegel-Schule in Fedderwardergroden wieder zur ständigen Einrichtung geworden, so dass in der kommenden Spielzeit dort sogar ein Abonnement aufgelegt wird.

Der Spielplan weist in jedem Jahr mindestens ein besonderes Stück der hochdeutschen Weltliteratur aus, wie beispielsweise Molieres „Der eingebildet Kranke“ (De inbildsch Süüke) oder Kleists „zerbrochener Krug“ (Dat Schörengericht) oder auch den Gruselschocker „Misery“, der in der Verfilmung von Stephan King Weltruhm erlangte und mit dem sich Marion Zomerland und Arnold Preuß brillant als neues Bühnenleitungsduo eingeführt haben. Da den beiden auch das unterhaltende Volkstheater von hoher Wichtigkeit ist, sind zunehmend Boulevard-Stücke vornehmlich aus dem englischen Sprachraum, zum großen Teil auch als niederdeutsche Erstaufführung gebracht worden („Rismus Rasmus“, „Keen Tiet för de Leev“, „Spektakel in´t Huus“, „Ik bün dar för Di“) und von vielen anderen Bühnen inzwischen nachgespielt worden.

Die Theaterschule für Kinder und Jugendliche hat mit den Stücken „Max un Moritz“, in der ersten Regiearbeit von Marion Zomerland, und „Feuerzangenbowle“, das Arnold Preuß gemeinsam mit Marion Zomerland umgesetzt hat, viel Freude für die Zuschauer gebracht und die jungen Ensemblemitglieder haben eine Menge Theaterrüstzeug erhalten. Mit dem Stück „Een Sömmernachtsdroom“ hat erstmals die gesamte Theaterschule gemeinsam mit dem normalen Ensemble in einem Stück des Abendspielplanes auf der Bühne gestanden. Sieht man sich die Spielpläne anderer Bühnen der letzten Jahre an, so erkennt man, dass viele Stücke, die in Wilhelmshaven in Erst- und Uraufführung herausgekommen sind, jetzt von anderen Bühnen nachgespielt werden, wie Brechts „Puntila“ vom Ohnsorg-Theater und Goldonies „Diener zweier Herren“ vom Niederdeutschen Schauspiel Oldenburg.

Dass die Arbeiten des ‚Theater am Meer' auch überörtliche Beachtung gefunden haben, lässt sich unter anderem an der Tatsache festmachen, dass Arnold Preuß am 3. September 2005 einstimmig von den 17 angeschlossenen Bühnen zum Präsidenten des Niederdeutschen Bühnenbundes Niedersachsen und Bremen gewählt wurde. Er ist damit auch dort der Nachfolger von Willy Beutz geworden, was die Mitglieder des ‚Theater am Meer' mit Stolz erfüllt hat. Er hat im Bühnenbund die gleichen Ziele, die er mit Marion Zomerland in Wilhelmshaven verfolgt: Das Niederdeutsche Theater muss sich in der Medienwelt einer verbesserten Öffentlichkeitsarbeit bedienen, muss das Marketing verbessern und muss höchste Ansprüche an die eigene Spiel- und Stückqualität stellen. Nicht zu guter letzt muss es sich um die Kinder und Jugendlichen als Darstellerinnen und Darsteller der nächsten Generation kümmern.

Die Darsteller der nächsten Generation hat das Theater am Meer – Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven bereits, denn die kontinuierliche Nachwuchsarbeit hat Früchte getragen und beispielsweise André und Marc Gelhart an das Theater gebracht, die mit ihrer frischen und talentierten Spielweise eine echte Bereicherung des Ensembles sind. Aber auch Nicolas C. Ducci (auch mit seinen musikalischen Arrangements), Walter Bleckwedel, Christel Dörnath, Martina Hofmann , Claudia Schröder, Sandra Krüger, Harald Schmidt (der auch durch stilvolle Bühnenbildentwürfe gefällt) und viele, viele andere neue Gesichter an der Bühne haben gezeigt, dass das Theater genau dadurch auch jung geblieben ist.

Aber genau wie das Ensemble sich mit den Jahren verändert hat, haben natürlich auch die Gesichter der Menschen hinter der Bühne gewechselt. Aber gerade die Mannschaft, die im verborgenen agiert, ist für das Gelingen eines Theaterabends unverzichtbar, und so sind wir sehr dankbar, dass wir mit Herbert Ulbrich und Thomas Marschner zwei ausgezeichnete Bühnenmaler, mit Wolfgang Buttjer und Heinz Fuchs zwei hervorragende Bühnentischler haben. Dazu können wir mit der begeisterten Techniker-Mannschaft um Manfred Eilers mit Melanie Schmidt, Werner Dörnath, Jörg Buse, Gerd Gelhart, Fred Rahmann und Günter Michaels sorgenfrei in die Zukunft schauen. Ebenso sind wir im Bereich der Maske mit Christel Brandt-Jaedeke, Katharina Dittmann, Ebba Mannott-Kallus, Magita Pust, Katja Stöver und Heidi Strowik bestens versorgt. Für den reibungslosen Ablauf der Vorstellungen sorgen mit großer Akribie Monika Grahl, Anne Hillers und Anke Schluppkotten . Mit Monika Eilers und Marianne Karstens hat unsere Bühne zwei zuverlässige Requisiteurinnen in ihren Reihen.

Zum guten Schluss
Am Ende bleibt nur zu sagen, dass in den 75 Jahren ein Beitrag des Niederdeutschen Theaters für die niederdeutsche Kulturarbeit geleistet wurde, der gar nicht hoch genug bewertet werden kann. Allen, die dazu beigetragen haben und noch heute an diesem Werk tätig sind, gebührt Dank und Anerkennung. Es war sicherlich ein beschwerlicher und oft auch ein mühsamer Weg, aber es war auch eine herrliche Straße, die niemals ausgefahrene Spuren bekam. Möge das Theater am Meer - Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven auch in der Zukunft immer ein begeisterungsfrohes Ensemble unter einer zielbewussten Bühnenleitung haben. Darauf ein herzliches „Munter hollen!"

(unter Verwendung von Passagen aus dem Beitrag von Heinz Jacobs zum 40jährigen Jubiläum)

BühnenleitungAmtszeiten
Heinrich Freese 1932 - 1945
Waldemar Schröder 1945 - 1947
Willy Beutz 1947 - 10.1982
Karl-Heinz Herpel 10.1982 - 04.08.1985
Arnold Preuß 04.08.1985 - 31.05.1995
Klaus Aden 31.05.1995 - 28.05.1999
Rolf-Peter Lauxtermann 28.05.1999 - 16.05.2003
Marion Zomerland & Arnold Preuß 16.05.2003 -

Zum Jubiläum stellte sich das große Ensemble des 'Theater am Meer - Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven' zum Gruppenfoto auf die Stadttheaterbühne

Der Gesamtvorstand des Theater am Meer - Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven (jeweils v.l. 1. Reihe: Sandra Krüger, Marion Zomerland, 2. Reihe: Horst Jönck, Klaus Aden, Willy Meinert, 3. Reihe: Arnold Preuß, Marc Gelhart, Manfred Eilers)

Zum Jubiläum 'musste' auch die Bühnentechnik zum Gruppenfoto vor den Vorhang (v.l. 1. Reihe: Melanie Schmidt, Manfred Eilers, Jörg Buse, 2. Reihe: Gerd Gelhart, Werner Dörnath, Heinz Fuch, Wolfgang Buttjer, 3. Reihe: Fred Rahmann, Alfred Christoffers und Günter Michaels)

Auch sie sind sonst eher hinter der Bühne aktiv (v.l. Helga Lauermann -Kostümberatung-, Marianne Karstens -Requisiten-, Anne Hillers -Inspizientin- , Katharina Dittmann -Maske-, Sandra Krüger -Requsiten-, Heidi Strowik -Maske-, Monika Eilers -Requsiten-)

Lernen Sie jetzt Bühnenleiter, Spieler, Techniker, Regisseure und andere Persönlichkeiten kennen, die die Bühne zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Freuen Sie sich auf ein Wiedersehen mit vielen beliebten Darstellerinnen und Darstellern!

Ellen und Willy Beutz - Rika Jung

Willy Beutz umrahmt von seiner Ehefrau Ellen Beutz (links), heutiges Ehrenmitglied der Bühne, langjährige Spielerin, sowie Rika Jung, bekanntes und beliebtes Ensemblemitglied (unvergessen als Martha Pingel in "Dat Veilchen von St. Pauli") - eine Aufnahme von der Jahreshauptversammlung 1981 -

Wilhelmshaven, 04. Oktober 2009

Die Niederdeutsche Bühne trauert um Ellen Beutz

Eine große Schauspielerin und Förderin hat sich für immer verabschiedet

Die Mitglieder des ‚Theater am Meer - Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven‘ trauen um ihr Ehrenmitglied Ellen Beutz, die in der Nacht zum 4. Oktober einen Monat nach Vollendung des 91. Lebensjahres eingeschlafen ist.

Ellen Beutz gehörte der Niederdeutschen Bühne seit dem 06. Oktober 1936 an und stand bis 1979 als aktive Darstellerin in unzähligen Rollen auf der Bühne und ist vielen Wilhelmshavenern noch als wandlungsfähige und eindrucksvolle Gestalterin unterschiedlicher Charaktere und Typen in bester Erinnerung. Mit der Rolle der Adele Meier in „Ferdinand verpumpt sien Fro“ hat sie sich in der Spielzeit 1978/79 endgültig als aktive Spielerin im Stadttheater Wilhelmshaven verabschiedet, sehr zum Bedauern der vielen Besucher und treuen Theaterabonnenten.

Die Mitglieder der Niederdeutschen Bühne ehrten Ellen Beutz 1976 für ihr großes Engagement mit der ganz selten vergebenen Ehrenmitgliedschaft der Bühne. An der Arbeit der Niederdeutschen Bühne hat Ellen Beutz weiterhin ein großes Interesse gezeigt und mit großem Engagement die Entwicklung des Theaters verfolgt. So hat sie keine einzige Premiere des Theaters am Meer – Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven versäumt, solange sie noch mobil mit dem eigenen Auto die Fahrt zum Theater antreten konnte.

Durch die Vergabe des Willy-Beutz-Schauspielpreises, den ihr verstorbener Mann, der langjährige Leiter der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven, zur Förderung des Niederdeutschen Schauspiels stiftete, war sie eingebunden in die aktive Theaterarbeit der Bühnen, die dem Niederdeutschen Bühnenbund Niedersachsen & Bremen angehören. Es war für alle Preisträger eine große Ehre, dass sie diesen für die Bühnen so wichtigen Preis stets persönlich überreicht hat.

Als ihre eigene Bühne vor etlichen Jahren in Finanznot geriet, hat sie durch eine großzügige Spende die Niederdeutsche Bühne am Stadttheater Wilhelmshaven e.V. am Leben erhalten. Dieser selbstlose Einsatz wird in der Chronik des Wilhelmshavener Theaters unvergessen bleiben. Nach bereits zahlreichen Ehrungen wurde sie 2006 mit der Ehrenurkunde des Niederdeutschen Bühnenbundes für 70 Jahre aktive Mitarbeit und Sponsorentätigkeit ausgezeichnet.

Mit großer Freude hat sie in den letzten Jahren die neuesten Entwicklungen an ihrer Bühne verfolgt insbesondere daran, dass das Theater mit der bühneneigenen Theaterschule so viele junge Menschen für das niederdeutsche Theaterspiel und die niederdeutsche Sprache begeistert. Bis kurz vor ihrem Tod hat sie alle aktuellen Planungen der jetzigen Bühnenleitung aufgenommen und sie immer wieder ermuntert mit den Worten "man blots jümmer wieter maken"! Die Mitglieder des ‚Theater am Meer – Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven‘ sehen es als Verpflichtung an, ihr diesen Wunsch zu erfüllen und werden alles dafür tun, im Sinne von Ellen und Willy Beutz das Niederdeutsche Theater in Wilhelmshaven am Leben zu erhalten. Die Freunde der Niederdeutschen und alle, die Ellen Beutz als Spielerin und als Bühnenkollegin erlebten, haben sie geliebt. Sie trauern mit ihren Angehörigen.

Klara und Herbert Ihnen - Heino Aden

Ebenfalls drei unvergesse Ensemblemitglieder: (von links) "Tante" Klara Ihnen, die jahrzehntelang für die Requisiten zuständig war, "Onkel" Herbert Ihnen, der lange Jahre zum Vorstand gehörte und der Bühnentechnik angehörte sowie Heino Aden, der als Spieler beliebt, als Regisseur erfolgreich und als langjähriger stellvertretender Bühnenleiter u.a. für die interessanten Programmheft verantwortlich war - eine Aufnahme aus der Jahreshauptversammlung 1981

Willi Minauf

ein waschechter Profi, der über lange Jahre hinweg das künstlerische Profil der niederdeutschen Amateurschauspieler prägte. Ob als Regisseur oder als Darsteller, er war in allem Vorbild für die nachfolgende Schar der Darsteller

Rudolf Sang

Intendant des Stadttheaters Wilhelmshaven mit einer ganz großen Vorliebe für die Niederdeutsche Bühne "Rüstringen", bei der er insbesondere in den 50-iger und 60-iger Jahren bei ganz, ganz vielen Stücken für die Regie verantwortlich zeichnete und so vielen Amateurdarstellen professionelle Rüstzeug vermittelte

Emil Meinen

Er gehörte zu den Männern der ersten Stunde der Niederdeutschen Bühne und stand daher schon in den 30er Jahren auf der Bühne für unser Theater. Auch nach dem Kriege gehörte er zu den besten und beliebtesten Darstellern unserer Bühne, der sich die viele Charakterrollen in die Herzen der Zuschauer spielte.


Das Ehren von langjährigen Mitgliedschaften war stets ein Höhepunkt jeder Jahreshauptversammlung. Auf dem Bild von links Ellen und Willy Beutz, Erika Kramer, Hans Macker, Annemarie Beermann, Karl-Heinz Herpel, Helmut Teichmann, Paul Welzel, Heino Aden und Erika Kaebe

Erika Kaebe - Günter Boye

Natürlich gab es auch früher immer einen guten Grund zum Feiern und dann traten die bühneneigenen Solisten zur Unterhaltung auf. Hier sind zwei "Stars" der "Tingelei". Erika Kaebe, die in den 50-iger bis 70-iger Jahren zum ständigen Ensemble gehörte und Günter Boye, der noch heute mit jeder Rolle sein großartiges schauspielerisches Können unter Beweis stellt

WILHELMSHAVEN, 12. Januar 2012

Wir trauern um Günter Boye

Am 12. Januar 2012 verstarb nach über 55– jähriger aktiver Mitgliedschaft unser Bühnenfreund Günter Boye.

Günter Boye als „Snieder Nörig“, Spielzeit 1986/87

Vor das Wilhelmshavener Theaterpublikum trat Günter Boye erstmals im Jahre 1957 in einer Rolle des Stückes „Recht geiht sien Gang“. Bis 2007 stand er dann weit über 800-mal auf den Niederdeutschen Theaterbrettern im Stadttheater Wilhelmshaven und schenkte den Menschen Freude. Bis zum Jahre 2007 war er in über 70 Rollen als Schauspieler und 10 Inszenierungen als Regisseur für das Niederdeutsche Theater aktiv. In seiner Darstellungskunst überzeugte er durch sein ausdruckstarkes Rollenspiel, seinen feinsinnigen Humor und seine menschliche Wärme, mit der er sich in die Herzen der Zuschauer spielte.

Im Ensemble genoss Günter Boye hohe Anerkennung und erfreute sich einer breiten Wertschätzung. Er gab vielen Neuanfängern des Theaters Mut, Kraft und Zuversicht für die ersten Schritte auf die Theaterbühne. Den Zuschauern des Theaters am Meer werden seine intensiven Rollendarstellungen in den Stücken „För de Katt“,  „Snieder Nörig“ und „Belinda“ in Erinnerung bleiben.

Das Ensemble des Theaters am Meer wird von Günter Boye Abschied nehmen am Freitag, 20. Januar 2012, um 13 Uhr, in der Thomaskirche in Neuengroden (Grothstraße 10).

Oberbürgermeister Johann Janßen

Früher ein häufiger Gast auf unseren bühneninternen Festen (Bildmitte)

Willi Völker - Olly Kramer

Die beiden gehören zur Gründerzeit-Darstellerriege unserer Bühne. Während Willi Völker neben der Darstellerei auch im Vorstand für die Finanzen zuständig war, organisierte Olly Kramer neben der aktiven Teilnahme als Darstellerin auch den Kartenvorverkauf im Bühnenbüro.

Enno Buß

Er war einer der beliebtesten Darsteller unserer Bühne, er machte aus jeder Rolle ein Erlebnis, so dass man ihn gar nicht häufig genug auf die Bühne stellen konnte. Trat er auf, war der Saal hingerissen

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 12. April 1983

Ein großer Komödiant hat sich nun für immer verabschiedet

Trauer um Enno Buß von der Niederdeutschen Bühne

Von Barbara Schwarz

Heute um 13.45 Uhr findet in der Kapelle Friedenstraße die Trauerfeier für Enno Buß statt. Mit seinen Kindern und Enkeln trauern die Mitglieder der Niederdeutschen Bühne und viele Menschen in Wilhelmshaven und Umgebung, denen Enno Buß als einer der profiliertesten Spieler der Niederdeutschen Bühne, als ihr größter Komödiant, so viele frohe Stunden, so viel Lebensfreude geschenkt hat.

Die Niederdeutsche Bühne trifft mit dem Tod von Enno Buß so kurz nach dem Verlust von Heino Aden ein weiterer schwerer Schlag. Als Spieler und auch als Mensch hinterläßt Enno Buß in den Reihen der Niederdeutschen eine Lücke, die so schnell — wenn überhaupt einmal — nicht zu schließen sein wird. Noch im letzten November/Dezember hatte Enno Buß als Bauer Teedje Roggenkamp in Hans Gnants „Bleckschaden" auf der Bühne gestanden. Das Publikum wußte damals noch nicht, daß Enno Buß mit dieser köstlichen Charakterstudie, die ihm Gelegenheit bot, sein ganzes Können noch einmal auszuspielen, Abschied nahm. Enno Buß wußte, daß er nicht mehr lange zu leben hatte. Als ich ihn Anfang März am Bismarckplatz zum letzten Mal traf und wir über die Niederdeutsche Bühne sprachen, sagte er plötzlich: „Für mich ist ja nun alles zu Ende. Mir tut nur leid, daß ich nun nicht mehr spielen kann. Das Theater war mein Leben." Und weil ihm die Tränen in die Augen schossen, wandte er sich schnell ab und sagte nur mit einem Winken, ohne zurückzublicken, auf Wiedersehen.

Als Enno Buß dann noch vor Ostern wieder ins Krankenhaus mußte, besuchten ihn nicht nur die Kinder und Enkel, sondern auch die Mitglieder der Niederdeutschen Bühne Tag für Tag, bis die Kinder sagten: Behaltet ihn jetzt bitte so in Erinnerung. Zum Sterben aber ging Enno Buß wieder nach Hause, zu den Kindern. Seine Frau Else, die er 1938 heiratete, die ihm vier Kinder schenkte, hatte er vor zwei Jahren bereits verloren. Die Niederdeutsche Bühne aber hatte ihm, wie anderen verwitweten Mitgliedern auch, wieder neuen Lebensmut gegeben. Wenn er nicht auf der Bühne stand, sorgte er in der bühneneigenen Werkstatt dafür, daß die Kulissen richtig gemalt wurden. Der gelernte Maler und gebürtige Ostfriese griff selber wieder zu Pinsel und Farbe.

Enno Buß war der Spieler der Niederdeutschen, der am meisten auf der Bühne stand. Wenn er — ob als Bauer, Knecht, Schmuggler, Kapitän, Fischhändler oder Kaufmann — auf der Bühne stand, irgendwo schimmerte immer Enno Buß durch. Er war Erzkomödiant und eine unverwechselbare Persönlichkeit. Er brauchte noch gar kein Wort gesprochen zu haben, nur eben über die Bühne in seiner unnachahmlichen Ostfriesenart gegangen zu sein — und das Publikum bog sich schon vor Lachen.

Der 71jährige, der der Niederdeutschen Bühne seit 1946 angehörte, der so gern Döntjes erzählte, hat diese Erzählkunst nicht nur im Kreis der Familie und Bühnenkollegen gezeigt, sondern auch gern bei bunten Abenden in Vereinen, Verbänden und Altenheimen. Die Freunde der Niederdeutschen und alle, die Enno Buß als Spieler, als Döntjenerzähler, als Bühnenkollegen erlebten, haben ihn geliebt. Sie trauern mit seinen Angehörigen.

Wilhelm Pick - Annemarie Beermann

Zwei ausgezeichnete Charakterdarsteller, die eine Bereicherung für unser Ensemble in den goldenen Zeiten der 50er bis 70er Jahren darstellten.

Hans Macker

er imponierte nicht nur durch seine Darstellungskraft sondern auch durch sein markantes mecklenburger Platt. Darüber hinaus war er jahrzehntelang Schatzmeister und Geschäftsführer der Bühne

Helmut Teichmann - Gerda Jörss

Er war jahrelang unser Maskenbildner und versorgte uns mit hervorragenden Perücken. Sie gehörte zu den beliebtesten Darstellerinnen und war jahrelang mit Karl-Heinz Herpel das jugendliche Liebespaar (auf der Bühne)

Agda Tauscher

war stets die unbekümmerte, frische jugendliche Liebhaberin und begeisterte in vielen Rollen ihr Publikum

Kurt Röthel

ist als der König der skurrilen Rollen sicherlich noch vielen in Erinnerung. Neben seinen vielfachen Einsätzen als Darsteller war er auch lange Jahre als Schriftführer im Vorstand aktiv

Gerda Jörss - Heini Müller

waren gerade wegen ihres komischen Talents ungeheuer beliebt. Heini Müller (auch bekannt als Solist = Heini ut Stickelkamperfehn) besaß einen trockenen Humor und Gerda Jörss konnte herrlich impulsiv und temperamentvoll sein. Sie hatte aber auch das tragische Moment, denn sie war eine hervorragende Lilofee in Hausmanns gleichnamigem Stück

Mary Engelke - Waldemar Schröder

Beide gehörten zu den "Urgesteinen" des niederdeutschen Ensembles der ersten drei - vier Jahrzehnte und bewiesen ihre darstellerischen Qualitäten in unzähligen Rollen

Heino Aden - Hildegard Steffens

Er war eher der sanfte, philosophische Spieler, der aber auch derbe Knechte darzustellen vermochte. Sie entwickelte sich von der jugendlichen Naiven über die Salondame hin zu einer reifen Charakterdarstellerin, die auch heute noch aktiv am Spielgeschehen teilnimmt. Lange Jahre gehörte sie auch dem Vorstand als Schriftführerin an.

Hans Macker - Hanna Christoffers

Er war bei den Proben immer vorbildlich präpariert, denn er kam immer mit dem perfekt sitzenden Text. Sie stellt ihre Rollen immer sehr plastisch dar. Aus jeder Rolle, die sie spielt, schaut auch immer eine kräftige Portion Hanna Christoffers selbst mit heraus.

Roswitha Wunderlich (Bertz) - Käte Baumann

Roswitha Wunderlich war in den 70er, 80er Jahren "die" Jugendliche der Bühne. In den letzten Jahren konnte sie zeigen, dass sie nahtlos in das Charakterfach gewechselt ist. Käte Baumann kam aus Jever und führte sich als "komische Alte" ein - diese Rolle spielte sie perfekt und dafür hatte sie schnell eine große Fangemeinde

Friedrich Müller - Horst Jönck

Friedrich Müller war in vielen Stücken der jugendliche Held, heute tritt er gelegentlich noch als Charakterdarsteller auf. Horst Jönck führte über viele Jahre die Finanzen der Bühne, ist jetzt im Vorstand für das Jubiläum zuständig. Bekannt wurde er vor allem als Darsteller, wobei er über ein breites Spektrum an Ausdrucks-möglichkeiten verfügt. Bei einigen Stücken stand er auch als Regisseur zur Verfügung.

Rika Jung

Sie gehört zu den Darstellerinnen die man nicht vergißt. Ihre Bühnenpräsenz ist nachhaltig, besonders als Martha Pingel in "Dat Veilchen von St. Pauli" beeindruckte sie sehr

Manfred Janssen - Wilma Welte

Sie kam als springlebendige junge Deern aus Wiesmoor und hat als "Jugendliche" wie als Charakterdarstellerin unser Publikum überzeugt. Er kam aus Jever und war prädestiniert für die besonderen Rollen, mal als Knecht, mal als Ganove, mal als Schwerenöter

Wilfried Pampuch - Hannes Kaebe - Wilhelm Pick

Wilfried Pampuch kam aus Jever und überzeugte vor allem durch sein hervorragendes Plattdeutsch. Als jugendlicher Liebhaber etablierte er sich, später war er ein großartiger Charakterdarsteller. Hannes Kaebe war lange Jahre als Chef der Technik im Vorstand und entwarf in den 50er bis 70er Jahren professionelle Bühnenbilder.  Wilhelm Pick konnte wie kein zweiter den gutherzigen, knorrigen und unbestechlichen Beamten oder Polizisten darstellen

Brigitte Halbekath - Rosemarie Kümmel - Luise Pampuch

Brigitte Halbekath überzeugt seit den 7oiger Jahren als Chrakterdarstellerin ihr Publikum. Rosemarie Kümmel war in den 60er und 70er Jahren als jugendliche Liebhaberin eine gern gesehene Bühnendarstellerin und Luise Pampuch kam mit ihrem Mann aus Jever und bereicherte unser Ensemble mit ihrer frischen, unbekümmerten Darstellung.

Karin Heyel

Karin Heyel ist als Vertreterin des Faches "komische Alte" nicht mehr von der Bühne wegzudenken. Besonders die resoluten Frauenrollen scheinen ihr auf den Leib geschrieben zu sein.

Marion Zomerland - Arnold Preuß

Marion Zomerland gehört seit vielen Jahren zu den profiliertesten Darstellerinnen der Bühne, die es besonders versteht, ganz in den Charakter einer Rolle aufzugehen. Mehrfach wurde ihr professionelles Spiel bescheinigt. Inzwischen leitet sie nicht nur die Theaterschule und das Theater am Meer, sondern ist auch als Regisseurin erfolgreich. Arnold Preuß hat sich nicht nur als Darsteller einen Namen gemacht, sondern verfügt über ein ausgesprochen phantasievolles Regietalent.

Luise Pampuch - Jürgen Tapken

Luise Pampuch hat gerade in den letzten Jahren ihrer Bühnenzugehörigkeit den Sprung zur Charakterdarstellerin geschafft. Mit Jürgen Tapken besitzt die Niederdeutsche Bühne einen Darsteller, der in jeder Rolle seine herausragenden darstellerischen Fähigkeiten zur Schau stellt. Auch als Regisseur hat er bewiesen, dass er etwas vom Fach versteht.

Katrin Schmidt - Helga Lauermann

Katrin hat nur wenige Jahre bei uns gespielt, aber sich von Anfang an zu einer beim Publikum äußerst beliebten Darstellerin entwickelt. Helga Lauermann kam vom Ernst-Waldau-Theater Bremen und hat in vielen schwierigen Charakterrollen ihr Können bewiesen. Auch als Souffleuse und Inspizientin hat sie sich Verdienste erworben.Heute arbeitet sie als Kostümberaterin am Aufbau eines eigenen Kostümfundes der Bühne.

Heidi Rausch

Heidi Rausch war nicht nur lange Jahre in unserem Abonnementsbüro und im Vorstand als Schriftführerin tätig, sie hat auch in verschiedenen Rollen (ob als Putzfrau oder als verführerischer Vamp) ihr darstellerisches Können unter Beweis gestellt.

Horst Karstens

Er gehört seit seinem Debüt zu den am meisten beschäftigten Darstellern der Niederdeutschen Bühne, denn vom Typ her verkörpert er ideal das, was sich die meisten Menschen unter einem "typischen Plattdeutschen" vorstellen. In unzähligen Rollen hat er aber inzwischen auch seine Vielseitigkeit zur Schau gestellt.

Günther Jaedeke - Michael Kever

Günther Jaedeke gehört zu den Darstellern, der in kleinen Rollen zu überzeugen vermag und der jede kleine Rolle zu einem Kabinettstückchen führen kann. Michael Kever hat einige Jahre als jugendlicher Liebhaber bei uns gespielt, bevor es ihn beruflich in das Rheinland verschlug.

Karl-Heinz Schröder - Claus Miehlke

Karl-Heinz Schröder kam erst nach seiner aktiven Bundeswehrzeit als Kapitän zur Niederdeutschen Bühne und spielte sich schnell in das Ensemble. Claus Miehlke war immer dann ganz stark, wenn er den listigen, plietschen Knecht spielen durfte.

Ralf-Rüdiger Bayer

Ralf-Rüdiger Bayer ist präsetiniert für die "besonderen Rollen-Typen", wie hier als Willem II. Er spielte aber auch schon Katzengeister und andere Sonderlinge. Jedes Mal ein besonderes Vergnügen.

Dagmar Grube - Thorsten Könnecke

Dagmar Grube hat das Theaterblut vom Vater geerbt. Sie spielt seit einigen Jahren die Rollen der jugendlichen Liebhaberin der Niederdeutschen Bühne. Thorsten hat sehr schnell sein außerordentliches Talent gezeigt und nun bereits in vielen Rollen eine breite Palette von schauspielerischen Möglichkeiten dargeboten.

Alexandra Janßen - Christine Fein

Alexandra Janßen spielte einige Jahre die Rollen der jugendlichen Liebhaberin mit großem Publikumserfolg. Christine Fein gehörte zu den Darstellerinnen, die über große Ausdrucksmöglichkeiten verfügen. Sie hat sich über die Jahre von der jugendlichen zur reiferen Charakterdarstellerin entwickelt - mit gleichbleibender Güte.

Michael Hillers - Petra Loschen

Michael Hillers war nicht nur ein gern gesehener Schauspieler auf der Bühne, er war auch einige Jahre im Vorstand als Beisitzer und Stellvertretender Bühnenleiter aktiv. Petra Loschen spielte gerne die jugendliche Liebhaberin auf der Bühne, aber auch privat mit Michael Kever und als er Wilhelmshaven beruflich verlassen musste, ging sie als seine Ehefrau gleich mit.

Margot Andrews-Jäkel

Margot Andrews-Jäkel verstand es viele Jahre mit ihrer Darstellung der unterschiedlichsten Charaktere das Publikum bestens zu unterhalten. In ihrer Bühnenkarriere hat sie sich von der "Jugendlichen" zur "Charakterdarstellerin entwickelt.

Nicolas C. Ducci - Marc Gelhart

Sie gehören beide noch nicht sehr lange zum Ensemble der Niederdeutschen Bühne. Wähend Nicolas neben der Schauspielerei auch ein sehr guter Musiker ist, der beispielsweise die Bühnenmusik von "Geesche Gottfried" hergestellt hat, ist Marc im Moment "der" Jugendliche der Bühne, der dementsprechend auch viel auf der Bühne zu sehen ist. Nebenbei ist er auch stellvertretender Bühnenleiter und für die Werbung zuständig.

Käte Baumann - Herta Tapken

Käte Baumanns Bühnenleben ist weiter oben bereits beschrieben worden. Herta Tapken gehört seit vielen Jahren zum Ensemble der Niederdeutschen Bühne und hat in vielen Rollen ihre Darstellungskunst unter Beweis gestellt. Ihr liegen besonders die Rollen mit den leisen Tönen, aber sie kann auch als Resolute recht deftig werden.

Marc Gelhart - Martina Hofmann

Marc Gelhart spielt gerade mal wieder sein Temperament aus. Er ist immer ein Aktivposten auf der Bühne. Martina Hofmann ist auch schon seit einigen Jahren bei der Bühne und hat sich mittlerweile einen festen Platz im Ensemble erspielt.

Arnold Preuß - Marion Zomerland - Karl Zacher

Marion Zomerland und Arnold Preuß sind zwei "alte Hasen", die hier an der Seite von Karl Zacher agieren. Karl Zacher sang und spielte den Johnny Kröger in "Große Freeheit Nr. 7".

Magita Pust - Katrin Paasch

Magita Pust ist nicht nur als Darstellerin auf der Bühne zu sehen, sie souffliert, sie schminkt und war eine Zeit als Schriftführerin im Vorstand. Katrin Paasch hat auch erst ganz wenig Bühnenerfahrung sammeln können. Ihre erste große Rolle war die Gisa in "Große Freeheit Nr. 7".

Elke Theesfeld - André Gelhart

Elke Theesfeld verfügt über eine langjährige Bühnenerfahrung, die sie überwiegend bei der Niederdeutschen Bühne Jever, aber auch in Freilichttheaterspielen erworben hat. In Wilhelmshaven hat sie sich eine zeitlang der Theaterschule für Kinder gewidmet und war für ein paar Jahre stellv. Bühnenleiterin. André Gelhart gehört zu den jungen, frischen Darstellern, die aus unserer Nachwuchstheaterschule hervorgegangen sind. Mit ganz wenig Rollen hat er es geschafft, sich in die Herzen der Zuschauer zu spielen.

Christine Wessolleck - Günther Jaedeke - Thorsten Könnecke

Christine Wessolleck hatte ihre Feuertaufe in "´n schöne Bescherung". Diese große Rolle meisterte sie mit Bravour. Mit ihr wächst ein "komisches Talent" heran. Günther Jaedeke und Thorsten Könnecke sind bereits weiter oben vorgestellt worden.

 Heinz Zomerland - Jürgen Tapken

Heinz Zomerland macht sich auf der Bühne ein bisschen rar, aber, wenn beide Ehepartner bei der Bühne sind und Kinder dazu kommen, muss einer etwas kürzer treten. Wenn er jedoch auf der Bühne steht, sieht man in ihm einen echten Charakterdarsteller. Jürgen Tapken hat in den letzten Jahren alles gespielt, was gut und schwierig war, und zwar sehr gut!

          

Walter Bleckwedel

Walter ist nun schon einige Jahre dabei. Er war über das Altentheater des Jungen Theaters zu uns gekommen. Seinen "Durchbruch" als Charakterkomiker schaffte er in " För de Kathh" als Auktionator Mählmann.

               

Ingo Folkers

Ingo ist der Spezialist für die kleinen, aber feinen Chargenrollen. Ob wütiger Bauer, gewitzter Ganove, trotteliger Polizist, exaltierter Schauspieler - alles ist bei Ingo in guten Händen.

Harald Schmidt

Harald Schmidt ist noch relativ neu an unserer Bühne, aber gleich mit vollem Einsatz eingestiegen. Bei dem Ehrgeiz mit dem er seine Rollen einstudiert, werden wir noch viele schöne Figuren von ihm präsentiert bekommen. Inzwischen hat er sich auch zu einem phantasievollen Bühnenbildner entwickelt.

 Barry Brinkhoff

Eigentlich heißt sie ja Bertha, aber wir alles sagen Barry zu ihr. Sie ist nicht nur auf der Bühne eine liebenswerte Erscheinung, auch wenn sie mal als Souffleuse agiert, versorgt sie Regisseur und Ensemble mit großer Sorgfalt nicht nur mit Text, sondern auch mit Kaffee, Kuchen und trostreichen Worten.

Christel Dörnath

Christel hat ihre Liebe zum Theater erst vor ein paar Jahren entdeckt. Heute geht sie mit großer Leidenschaft an jede Rolle heran und lebt sich dort voll aus. Von ihrer Begeisterung ist auch ihr Mann angesteckt worden, der in unserer Technikermannschaft aktiv ist.