Petra (Ulrike Schütze) und Hausherrin Gaby (Claudia Ducci, re.) sind sich grundsätzlich spinnefeind. - FOTO: Olaf Preuschoff - TaM
WILHELMSHAVEN. (WAN) Schon in Schillers Glocke heißt es: „Da werden Weiber zu Hyänen“ – und genau das passierte am Samstag im Theater am Meer mit acht mörderisch gut aufgelegten Akteurinnen. „Froonslüüd op Mörderjagd“ heißt die Kriminalkomödie von Robert Thomas in der Niederdeutschen Fassung von Peter Nissen („Acht Frauen“, Deutsch von Franz Martin). Die Inszenierung von Elke Münch war mit so viel Schwung und bissigem Witz perfekt gelungen, dass es das Publikum nach dem verrückten Schluss zum Beifall von den Sitzen riss.
Die Szenerie ist klassisch mit einem abgelegenen, eingeschneiten Landhaus in den 50er Jahren mit fünf Mitgliedern einer Familie sowie deren Köchin Gerda (Sandra Krüger) und dem neuen Zimmermädchen Luise (Talke Wittig). Und natürlich dem Hausherrn Heiko, der allerdings mal wieder lange schläft. Nur mäßig harmonisch geht es im Wohnzimmer zu, denn Hausherrin Gaby (Claudia Ducci) führt sich ziemlich barsch als solche auf, während sich ihre grantige Schwester Augustine (Daniela Cordes) mit ihrer Mischung aus Anspruch und Selbstmitleid als hingebungsvoll gräsig aufspielt. Schließlich soll Luise dem Hausherrn das Frühstück aufs Zimmer bringen und es erfolgt ein gellender Schrei.
Tot liege er in seinem Blut, ein Messer im Rücken. Tochter Katrin (Lena Schmidt), bis dahin nur frech und faul, stürmt sofort nach oben, ist schockiert und verriegelt das Zimmer. Für die Polizei, die sie sofort rufen will. Doch – das Telefonkabel ist zerschnitten! Gabys Versuch, Hilfe mit dem Auto zu holen, scheitert ebenfalls, denn das wurde außer Gefecht gesetzt.
Dem Entsetzen und der Panik folgen nun erste Verdächtigungen, denn schnell wird klar: „De Mörder is noch in’t Huus!“ Und er ist auf jeden Fall eine Sie, womit nun biestige Konflikte jede gegen jede aufbrechen - mit deftigen Wortgefechten. In das Aufdecken des ein oder anderen Familiengeheimnisses platzt unversehens auch noch Petra, die Schwester des Ermordeten. Als aufgedonnertes Teufelsweib wirbelt Ulrike Schütze endgültig alles auf, was bisher als Schmutz erfolgreich unter den Teppich gekehrt worden war. Nicht umsonst hatte sie Hausverbot und ist sich mit Schwägerin Gaby spinnefeind.
Gerade mit der aber entspinnt sich später eine der schrägsten Szenen überhaupt. Bis dahin jedoch sind längst weitere dunkle Seiten der Damen ruchbar geworden, wie das zweifelhafte Aktienvermögen von Oma (Gerti Evers) oder dass Tochter Susanne (Kristin Kloster), die sich bisher wie eine Staatsanwältin aufgeführt hat, schwanger von einem älteren verheirateten Herrn ist.
Auch von Luise werden seltsame Beziehungen zum Ermordeten ruchbar und Köchin Gerda ist wohl ebenfalls nicht ganz so harmlos, wie sie sich gibt. Kaum zu glauben, dass ein solch dialoglastiges Stück so mitreißend und spannend sein kann. Dann jedoch fällt ein Schuss. Etwa ein zweites Mordopfer?! Das sei hier nicht verraten, zumal Autor Robert Thomas nicht umsonst als eine Art „Sohn von Agatha Christie“ gilt. Miträtseln gehört also zum unablässigen Vergnügen dieses Stückes hinzu und dafür gibt es manchen leckeren Überraschungshappen zu verdauen. Das Ensemble harmonierte dafür mit herrlichen Disharmonien bestens miteinander und wurde zu Recht umjubelt.